»Das ist schon ein Aufbruch«

Mit Bernhard Bauer soll im mitgliederstärksten Handballverband der Welt ein neuer Wind wehen

  • Erik Eggers, Düsseldorf
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Jurist Bernhard Bauer wurde auf dem Bundestag des Deutschen Handballbundes in Düsseldorf einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt.

Krise? Untergang? Die schwarzen Szenarien im deutschen Handball, heraufbeschworen nach den verpassten Qualifikationen für das olympische Handballturnier 2012 und die EM 2014, widersprachen der gelösten Stimmung auf dem 31. Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB). »Das ist schon ein Aufbruch«, beschrieb Bundestrainer Martin Heuberger die gute Atmosphäre in einem Düsseldorfer Hotel. Am Samstag entschieden 112 Delegierte über die Zukunft des mitgliederstärksten Handballverbandes der Welt.

Verantwortlich für das prima Klima war in erster Linie der neue Präsident. Der Jurist Bernhard Bauer, 62, Ex-Bundesliga-Torwart bei Frisch Auf Göppingen, Spitzenbeamter in Baden-Württembergs Umwelt- und Verkehrsministerium, wurde einstimmig zum Nachfolger des Gummersbacher Rechtsanwalts Ulrich Strombach gewählt, der den DHB seit 1998 geführt hatte. Mit Bauer wird, diese Prognose ist nicht kühn, ein neuer Wind im DHB wehen.

Strombach hatte mit seinen Alleingängen viele Funktionäre gegen sich aufgebracht. Bauer will nun die vielen Konflikte, die es im deutschen Handball gibt, speziell zwischen Dachverband und Bundesliga, kommunikativ wegmoderieren und lösen. Die Chancen stehen gut; der Mann aus Neckarsulm ist ein smarter Gesprächspartner, konziliant im Ton, nicht so polterig und eigenwillig wie sein Vorgänger. Ein Mann mit Format, der womöglich auch für noch höhere Aufgaben in Frage kommt. Bauer sei sicher »der geeignetste Kandidat« gewesen, sagte Ex-Bundestrainer Heiner Brand.

Auch die Leute, die Bauer um sich gruppiert hat und die alle mit breiter Mehrheit gewählt wurden, stellen ein Versprechen für die Zukunft dar. Schlüsselfigur ist zweifelsohne Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin, der fortan als Vizepräsident Leitungssport den Bereich der Nationalmannschaften zu verantworten hat. Hanning wurde in den letzten Monaten als Messias gehandelt, als Mann, der per Handauflegen alles regeln könne. Andreas Michelmann, Oberbürgermeister von Aschersleben, will den Breiten- und Amateursport beleben, auch Nischen wie Beachhandball fördern. Der Präsident des Hamburger Handballverbands, Rolf Reincke, soll die Verwaltung und die Finanzen neu strukturieren. Und dass mit der 38-Jährigen Anja Matthies, einer Ex-Juniorennationalspielerin und promovierten Juristin aus Hamburg, endlich eine Frau die vielen weiblichen DHB-Mitglieder im Präsidium repräsentiert, verkörpert ebenfalls einen Neuanfang: Bauer erklärte, dass man sich intensiv dem Frauenhandball, der zuletzt stiefmütterlich behandelt wurde, widmen wolle.

Bauer will auch eine wissenschaftliche Kommission einrichten, an der Spitze soll Helmut Digel stehen, der ehemalige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und ehemaliger Handballer. Alle wissen freilich, dass der DHB finanziell vom Erfolg des Männer-Nationalteams abhängig ist. Bauer hat die Vision, dass das Team von Trainer Heuberger schon im Januar 2015 das WM-Finale von Doha (Katar) erreicht. Wie steinig der Weg dorthin ist, weiß Bauer. »Wir brauchen auch ein bisschen Glück.«

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