Werbung

Müll im Netz

Bei der Aktion »Fishing for Litter« bergen die Fischer Unrat aus dem Meer

  • Dieter Hanisch, Fehmarn
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Thema Meeresverschmutzung steht bei Umweltverbänden an der Küste weit oben auf der Agenda. NABU-Chef Olaf Tschimpke wirbt für weitere Anstrengungen gegen die Vermüllung der Ozeane und Binnengewässer. Ein Mosaikbaustein ist das 2011 ins Leben gerufene NABU-Projekt »Fishing for Litter«.

»Die Idee ist eigentlich geklaut«, räumt NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff ein. Zuerst hatten schottische Fischer begonnen, neben ihrer eigentlichen Profession bei der Müllentsorgung aus dem Meer mitzuhelfen. Vieles davon verfängt sich sowieso im Netz, also können die Fischer den Unrat auch mit an Land bringen und dort entsorgen. Das wird inzwischen in drei Ostsee- und sechs Nordseehäfen praktiziert. Gunnar Gerth-Hansen ist einer der insgesamt rund 70 Fischer, die da mitmachen. Sein Kutter »Tümmler« liegt in Burgstaaken. Neuerdings sind Gerth-Hansens bislang auf der Insel Fehmarn teilnehmende Kollegen allerdings wegen eines Konflikts mit Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) reservierter. Habeck plant nämlich, in einigen Gebieten die Stellnetzfischerei zum Schutz der Schweinswale zu verbieten.

Insgesamt sind bereits knapp 1,7 Tonnen Nordsee-Müll und 1,3 Tonnen Ostsee-Müll in NABU-Sondercontainern gelandet. Die Palette reicht vom verrosteten Kühlschrank und alten Fässern bis zu Draht, Kabel, Schuhen, Werkzeug, Gummi und Netzresten aus der Fischerei. Vor allem immer wieder Kunststoff - seien es Tüten oder Styropor-Platten. Rund 50 Prozent mache der Plastikanteil aus, sagt NABU-Experte Detloff. Vieles wird vom Strand ins Wasser gespült, aber etliches geht auch bei Seglern, Kreuzfahrern und Frachtschiffen über Bord. An der Meeresoberfläche schwimmt dabei nur ein kleiner Teil der Abfälle. Knapp 70 Prozent sinken auf den Meeresboden.

Kunststoffe überdauern im Meerwasser bis zu 450 Jahre. Sie zerfallen extrem langsam, setzen dabei teilweise giftige Inhaltsstoffe wie Bisphenol A oder Weichmacher frei. Laut NABU gelangen jedes Jahr 6,4 Millionen Tonnen Müll in die Ozeane, 20 000 Tonnen allein in die Nordsee.

Das internationale Marpol-Abkommen zur Verhinderung der Meeresverschmutzung durch die Seeschifffahrt soll dies eigentlich verhindern. Doch trotz Mülltagebuchpflicht werden immer wieder Abfälle illegal auf hoher See »entsorgt«, um Abgaben dafür an Land einzusparen - die Wasserschutzpolizei kann mangels Personal ohnehin nur Stichproben der Mülltagebücher vornehmen. Sanktionen gibt es nicht, weil die Bundesregierung die aktuelle Marpol-Verordnung noch nicht in deutsches Recht umgesetzt hat. »Fishing for Litter« hat von Schottland aus neben dem NABU in Deutschland inzwischen auch Nachahmer in den Niederlanden, Belgien, Irland, Dänemark, Norwegen und Schweden gefunden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.