Vorsichtiger Optimismus
Olaf Standke über die Atomverhandlungen mit Iran
Das Marmorrelief eines nackten Mannes mit gut sichtbarem Geschlechtsteil vor dem Eingang des Ratssaals im Genfer Palast der Nationen schien den UN-Gastgebern für die Abgesandten aus einem islamischen Gottesstaat dann doch unangemessen. Sie ließen es hinter einem weißen Vorhang verschwinden. Auch von dieser Seite wurde also alles getan, um die mit einiger Spannung erwartete nächste Verhandlungsrunde zur Lösung des Atomstreits mit Iran zum Erfolg zu führen. Denn nach Jahren der unversöhnlichen Konfrontation und zuletzt monatelanger Funkstille macht sich inzwischen vorsichtiger Optimismus breit.
Er wird vor allem vom neuen Mann auf dem Teheraner Präsidentenstuhl genährt. Hassan Ruhani hat seit seinem Amtsantritt im August deutlich konziliantere Töne angeschlagen als Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad. Und er drängt auf eine für die bisherigen diplomatischen Gepflogenheiten schnelle Beilegung des Konflikts bis zum nächsten Jahr. Verzögerungstaktik, wie Teheran immer von der israelischen Seite vorgeworfen wurde, kann man das eigentlich nicht nennen. Zum Auftakt wollte man sich gestern erst einmal über einen Fahrplan einigen. Aber natürlich entscheiden am Ende die konkreten inhaltlichen Eckpunkte, ob es wirklich zu einer tragfähigen Vereinbarung kommt.
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