Ersatzreligion soziale Netze
Internetnutzung
Für den Bischof der evangelischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister, sind die neuen sozialen Medien ein zweischneidiges Schwert. Einerseits könnten sie dazu beitragen, Solidarität zu organisieren, sagte Meister der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Dienstagsausgabe). Das habe etwa die Facebook-Suche nach Notquartieren während des Juni-Hochwassers gezeigt. Andererseits produzierten soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter »eine Gegenöffentlichkeit ohne Bremsen und Filter«.
Das Internet trage beinahe schon religiöse Züge, fügte der Bischof hinzu. Auch Jesus habe die Nachfolge gefordert, so wie heute Twitter, Facebook und andere soziale Medien. Nur gebe es anders als damals eine neue Dynamik. Kommunikation sei global und funktioniere fast in Echtzeit. Und anders als bei Jesus stehe hinter dem geposteten Wort keine Person mehr, die sich zu verantworten habe. Jeder dürfe alles sagen und schreiben, ohne dafür in der Regel persönliche Konsequenzen tragen zu müssen, kritisierte der Bischof, der mit Antritt seines Amtes vor drei Jahren seinen Facebook-Account gelöscht hat.
Unter den unter 30-Jährigen wächst indes die Einsicht, dass das Internet nicht nur ein Segen ist. Drei von vier jungen Menschen in Deutschland finden, dass sie zu viel Zeit im Netz verbringen. Das besagt eine Studie des Allensbach-Instituts, die am Dienstag auf dem Medienkongress »Publishers' Summit« in Berlin vorgestellt wurde. Mehr als ein Drittel der Befragten aller Altersgruppen ab 16 Jahren (34 Prozent) schätzt die eigene Internetnutzung als zu hoch ein. In der Gruppe der 16- bis 29-Jährigen waren es sogar 73 Prozent. Agenturen/nd
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