Deutsche Bank verliert beim Gewinn

Rechtsstreite lassen Erträge dahinschmelzen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Nur 51 Millionen Euro Profit machte Deutschlands größtes Geldhaus im letzten Quartal. Auch das Investmentgeschäft brach massiv ein.

Die Deutsche Bank hat im Sommer die Quittung für ihre zweifelhaften Geschäfte bekommen. »Wir haben substanzielle Rückstellungen verbucht und verzeichneten geringere Gewinne im Investmentbanking«, versuchten die beiden Vorstandsvorsitzenden des größten Finanzinstituts der Bundesrepublik, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, den Gewinneinbruch im dritten Quartal zu rechtfertigen. Mit 51 Millionen Euro nach Steuern erzielten sie bei einer Bilanzsumme von knapp 1,8 Billionen Euro von Juli bis September kaum noch Gewinn.

Im Vergleichsquartal des Vorjahres waren es immerhin noch 754 Millionen Euro. Nun sind es 94 Prozent weniger. Der wichtigste Grund dürfte die Angst der Bank vor Strafen sein. Denn gegen das Geldhaus wird derzeit wegen der Manipulation der beiden Referenzzinssätze Euribor und Libor ermittelt. Barclays und die Royal Bank of Scottland mussten bereits hohe Geldstrafen zahlen, weil sie in die illegalen Absprachen um den Londoner Referenzzins Libor verwickelt waren.

Der Fall JPMorgan dürfte Jain und Fitschen ebenso aufgeschreckt haben. Die US-Großbank einigte sich vergangenen Freitag mit der Aufsichtsbehörde FHFA auf eine Bußgeldzahlung in Höhe von insgesamt 5,1 Milliarden Dollar (knapp 3,7 Milliarden Euro). Bei Geschäften mit faulen Hypotheken soll das Institut Investoren übers Ohr gehauen haben. Dasselbe wirft die FHFA auch den Bänkern aus Frankfurt vor.

Nicht nur im Ausland drohen dem Kreditinstitut immense Schadensersatzzahlungen. Gut zwei Milliarden Euro fordern die Erben des einstigen Medienmoguls Leo Kirch, die die Bank für dessen Pleite verantwortlich machen. Für all diese möglichen Strafzahlungen stockte die Deutsche Bank im dritten Quartal ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken um 1,2 Milliarden Euro auf. Sie betragen damit 4,1 Milliarden Euro.

Die juristischen Gefahren sind nicht die einzige Baustelle des Geldhauses am Main. Auch das Investmentbanking verhagelte ihm im letzten Quartal die Bilanz. Letztes Jahr war die Unternehmenssparte, in dem diese Geschäfte angesiedelt sind, noch eine Goldgrube für die Bank. Damals schaffte sie dort im dritten Quartal ein Ergebnis vor Steuern von über eine Milliarde Euro. Jetzt ist es nur noch knapp ein Drittel davon. Als Grund für das schlechte Geschäft nannte die Bank »das schwierige und unsichere Marktumfeld« für Anleihen jeglicher Art. Dies ist mitunter eine Folge der Niedrigzinspolitik der meisten Notenbanken, die die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere nach unten drücken.

Trotz alledem machte die Bank in den ersten neun Monaten noch einen kräftigen Gewinn. Zwar musste sie im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2012 einen Rückgang von 27 Prozent hinnehmen. Doch verbuchte sie von Januar bis September 2013 unterm Strich immer noch ein Ergebnis von zwei Milliarden Euro. Für Aufsichtsratschef Paul Achleitner ist dies ein Grund, nicht an seinen beiden wichtigsten Managern zu zweifeln. »Wir wissen unser Haus bei ihnen in guten Händen«, erklärte der Österreicher.

Schließlich verlängerte die Bank am Dienstag auch den Vertrag von Ko-Chef Jürgen Fitschen um zwei Jahre. Damit bleibt er wie sein Kollege Anshu Jain mindestens bis Ende März 2017 im Amt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal