Waschstraße für Rasenmäher

In Nürnberg findet an diesem Wochenende die größte Messe für private Erfinder statt

  • Roland Beck, Nürnberg
  • Lesedauer: 3 Min.
Damenhandtaschen, in denen nichts verloren geht. Hanteln, die Strom erzeugen - mehr als 700 Erfindungen sind in diesem Jahr auf der Erfindermesse IENA in Nürnberg zu bestaunen.

»Als Erfinder musst du schnell sein, sonst hast du Pech gehabt«, sagt Hannes Neuhold. Der Tüftler aus Österreich hat seine Lektion gelernt. Vor einigen Jahren entwickelte er eine Halskette, die Kinder vor dem Ertrinken bewahren soll. Sie schlägt Alarm, bleibt der Kopf zu lange unter Wasser. »Das Geld für das Patent habe ich leider zu spät eingezahlt«, ärgert sich Neuhold noch heute. Jemand anderes sei schneller gewesen. Die Sicherheitskette werde mittlerweile sogar bei Discountern angeboten. Neuhold ging leer aus.

Auf der in Nürnberg stattfindenden größten Messe für private Erfindungen IENA hofft der Grazer erneut auf den großen Durchbruch. Seine Waschstraße für Rasenmäher zählt zu den insgesamt mehr als 700 Erfindungen, die auf der Messe bis vom 3. November zu sehen sind. Die ungewöhnliche Reinigungsanlage besteht aus einer flachen Kunststoffplatte, an die ein Gartenschlauch angeschlossen wird. »Fährt man mit eingeschaltetem Motor darüber, entwickelt sich eine so starke Zentrifugalkraft, dass das austretende Wasser den gesamten Unterboden reinigt«, erklärt Neuhold stolz. Sein Problem: »Wer sucht schon im Internet nach etwas, das es bislang noch nicht gab.«

Dieses Dilemma, vor dem viele Tüftler stehen, kennt Reiner Reisch aus Neubiberg bei München nicht. Er hat ein Schneelast-Warnsystem für Hausdächer erfunden. »Spätestens seit das Dach der Eissporthalle in Bad Reichenhall nach starkem Schneefall eingestürzt ist, sind solche Warnsysteme in aller Munde«, sagt er. Es sei aber äußert teuer und umständlich, bestehende Dächer mit Sensoren auszustatten.

Reischs Erfindung besteht dagegen nur aus einem Metallkorpus, der aufs Dach gestellt wird und eine Waage enthält. Das System schlägt auf dem Smartphone Alarm, sobald sich zu viel Schnee darin ansammelt. Reisch hat nach eigenen Angaben bereits einen ersten Großkunden gefunden. Ihm zufolge soll das Dach des Düsseldorfer Flughafens mit zwanzig solcher Körbe ausgestattet werden.

Fachbesucher aus 40 Ländern werden in diesem Jahr zur IENA erwartet. Sie werden auch auf skurrile Erfindungen treffen. Die »ordentlichste Damenhandtasche der Welt« zählt zweifelsfrei dazu. Erfunden hat sie die erst 13 Jahre alte Eva Höfl aus Fürstenzell. »Das Innenfutter besteht aus einem Klettstreifen«, erklärt die junge Erfinderin. Daran lasse sich vom Lippenstift bis zum Handy alles ordentlich und übersichtlich befestigen. Im Taschenboden befindet sich ein Getränkebehälter. »Damit Frau beim Shoppen länger durchhält«, sagt die Schülerin schmunzelnd. Sie zählt zu den wenigen Erfinderinnen - denn die meisten Tüftler auf der IENA sind Männer. Um einen Ausgleich zu schaffen, gibt es erstmals einen eigenen Bereich, in dem sich alles um weibliche Pioniere dreht. »Denn wer weiß schon, dass es die Schauspielerin Hedy Lamarr war, die in den 1940er Jahren ein Frequenzverfahren erfunden hat, das heute beim drahtlosen Übertragungsstandard Bluetooth eingesetzt wird«, sagt Eberhard Kübel vom Deutschen Erfinderverband.

Viele Erfinder widmen sich in diesem Jahr dem Thema Energiesparen. Eine der wohl günstigsten aber zugleich schweißtreibendsten Ideen zur Stromerzeugung, stammt dabei von Auszubildenden der Pfleiderer AG aus Neumarkt in der Oberpfalz. Ihre Erfindung ist eine Hantel, die beim Walken in der Hand gehalten wird. Durch die Armbewegung wird Strom erzeugt und in einem Akku gespeichert. Nicht nur von den Erfindern ist somit Ausdauer gefragt. dpa/nd

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