Jugendfreund und Offensivgeist

Nürnbergs neuer Trainer Gertjan Verbeek wollte schon immer in die Bundesliga

  • Lesedauer: 3 Min.
Gertjan Verbeek gilt in den Niederlanden als Taktikfuchs und Förderer der Jugend. Vor dem Sechs-Punkte-Spiel gegen den SC Freiburg berichtet der neue Trainer des 1. FC Nürnberg über seine ersten Eindrücke von der Bundesliga. Er ist gespannt ober auch hier seine Philosophie durchsetzen kann. Mit dem 51-jährigen sprach Christoph Ruf.

nd: Herr Verbeek, Sie haben Ihre erste Pressekonferenz mit einer Liebeserklärung an die Bundesliga, die Stadt Nürnberg und den FCN bestritten. Das hat manchen Journalisten gewundert.
Verbeek: Wieso denn das? Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass es toll wäre, in der Bundesliga zu arbeiten. Ich will sehen, ob ich meine Philosophie von Fußball und der Entwicklung junger Talente auch hier umsetzen kann. Jetzt habe ich die Chance bekommen.

Sie waren am Sonntag beim Spiel Freiburg gegen Hamburg, um den nächsten Gegner zu beobachten. Haben Sie in den Niederlanden schon einmal erlebt, dass ein Torwart alle drei Gegentore verschuldet?
Das war schon kurios. Aber ich weiß ja, dass Oliver Baumann ein sehr guter Torwart ist. So etwas wird ihm so schnell nicht mehr passieren. Und ich fand es große Klasse, wie die Freiburger Zuschauer reagiert haben: Dass sie ihn nach so einem Spiel nicht fertiggemacht haben, sondern ihn aufgebaut haben. So viel Sensibilität erlebt man leider selten.

Sie dürften trotzdem mit dem Gefühl nach Nürnberg zurückgefahren sein, dass man diesen Gegner schlagen kann.
Freiburg hat keine schlechte Mannschaft. Sie haben die erste Stunde gut, kontrolliert und schnell gespielt. Nur die zwei Innenverteidiger belieben hinten, die anderen gehen konsequent mit nach vorne. Auch das gefällt mir.

Wenn es Sechs-Punkte-Spiel gibt, ist die Partie Nürnberg gegen Freiburg eines davon, oder?
Wir sind zumindest direkte Konkurrenten. Wenn wir gewinnen, bekommen wir etwas Luft, wenn wir verlieren, wäre das natürlich auch ziemlich schlecht.

In Stuttgart hat Ihre Mannschaft versucht, oft Pressing zu spielen, sie hat früher attackiert. Sind das die ersten Züge Ihrer Handschrift?
Die Mannschaft hat mir signalisiert, dass sie mehr nach vorne spielen und höher verteidigen will. Das trainieren wir jetzt.

Schon Ihr Vorgänger Michael Wiesinger wollte offensiver spielen lassen, aber auch unter ihm galt der Club eher als defensive, fast schon destruktive Mannschaft.
Ich kann nichts über die Zeit vor meiner Amtsübernahme sagen, aber es ist natürlich wesentlich schwerer, sich im kreativen Bereich zu verbessern als die Defensive zu stabilisieren. Das gilt für alle Trainer.

Sie konnten sich ein erstes Bild von der Stärke der Bundesliga machen. Wo siedeln Sie da den Club an?
Dortmund, Leverkusen und Bayern haben schon so viele Punkte und die sind auch qualitativ eine Klasse für sich. Danach kommt eine Riesen-Lücke und zwischen Platz sechs und 18 ist alles drin. Früher war es auch für andere Mannschaften möglich, in einem guten Jahr Meister zu werden. Das ist heute anders. Und wenn wir Platz 12 schaffen, ist das gut. Das Ziel ist klar: Wir wollen auch nächstes Jahr erste Liga spielen.

Sie gelten als Trainer, der großen Wert auf die Nachwuchsarbeit legt. Konnten Sie sich beim FCN schon ein Bild machen? Immerhin definiert er sich auch als Ausbildungsverein - wie ihr Ex-Club AZ Alkmaar.
Ich habe am Wochenende nur die Spiele der U 19, der U 17 und der U 23 gesehen....

Viel mehr kann man ja auch nicht sehen, wenn man sonntags den kommenden Gegner anschaut....
Mag sein. Natürlich wird es regelmäßige Treffen mit den anderen Coaches geben, ich freue mich da auf viele spannende Diskussionen. Auch ich bin noch nicht zu alt, um zu lernen.

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