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Internet hilft Schülern beim Schummeln

Kostenlose Ausreden und Hausaufgabenhilfe per Computer

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (Reuters/ND). Den Wecker über hört und keine Hausaufgaben gemacht? Das ist für Schüler heute kein allzu großes Problem mehr- Sowohl Ausreden als auch die Lösung von Hausaufgaben gibt es kostenlos und in großer Fülle im Internet: «Ich habe heute Nacht von einem Fußball- Spiel geträumt. Es gab leider eine Verlängerung», ist eine der Ausreden, die Langschläfer bei http://www.young.de oder http://homeworks.net finden. «Jeden Tag erhalte ich neue Ausreden für Fehlstunden per E-mail, die Schüler schon einmal getestet haben», sagt der 19-jährige Bastian Wilhelms, der das Material seit 1997 sortiert und sammelt. Und auch komplette Referate sowie Hausaufgaben-Lösungen sind abrufbar.

«Heutzutage muss man keine Referate mehr allein schreiben», sagte Wilhelms, der nach dem Abitur im niedersächsischen Celle vor eineinhalb Jahren mit Freunden als Internet-Betreiber wirkt. Er bietet auf über 15 000 Seiten Referate, Ausreden und andere Tipps für Schüler an. Im Dezember brachte er zudem eine CD-Rom auf den Markt, auf der 600 Referate gespeichert sind - von der Standardarbeit über Lessings «Nathan der Weise» bis hin zu komplizierten mathematischen Musterlösungen. Laut Wilhelm seien bislang allein über das Internet rund 1200 Bestellungen für die CD-Rom eingegangen. Die nächste Aktion ist bereits geplant. Unter http://www.young.de soll ab Februar ein Chat-Runde starten, bei der Schüler bei älteren Jahrgängen Fragen zu Schulproblemen per E-Mail stellen können.

Doch nicht nur auf Wilhelms Site gibt es für Schüler Hilfe im Netz. Unter http:// schoolhelp.de haben zwei Gymnasiasten ebenfalls Referate für die Fächer Chemie, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Französisch und Geschichte ins Netz gestellt, die Schüler eingereicht haben. Einzige Bedingung: Das Referat darf keine schlechtere Note als «2» haben. Auf einem virtuellen Schwarzen Brett werden zudem alle Anfragen gesammelt: «Hallo ihr Lieben, ich suche dringend eine Interpretation des Gedichts »Die Füße im Feuer«, schreibt die Schülerin Emma. Und Juliane erkundigt sich nach Informationen über den Trojanischen Krieg. Was Wunder, dass Wilhelm berichtet, Dutzende Lehrer hätten sich über seine CD-Rom per E-Mail beschwert, weil Schüler die Referate genutzt hätten.

Der Deutsche Lehrerverband zeigt sich über die Schützenhilfe für Schüler im Internet gelassen. »Es bringt meistens wenig, sich etwas herunterzuladen und als eigene Leistung zu verkaufen«, so Verbandspräsident Josef Kraus. Sinn eines Referats sei nicht, nur einen Text vor der Klasse vorzulesen. Die Aufgabenstellung sei zudem zumeist zu speziell, um eine passende Doublette im Netz zu finden. Allzu dreiste Schummler fielen ohnehin durch zwei, drei kurze Nachfragen auf.

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