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  • Politik
  • | Ein Reiseklub für Senioren

Wo die Sonne immer lacht

Volkssolidarität fand ein neues, weites Geschäftsfeld Von Wolfgang Richter

  • Lesedauer: 4 Min.

Seit unserer Gründung ist das Vertrauen in den Reiseklub für Senioren beständig gewachsen. Das betrifft Organisation, Ablauf und Inhalt der Reisen gleichermaßen, also Qualität insgesamt.» Direktor Dr. Klaus Lenk, der das selbstbewusst sagt, ist von Anfang an dabei. Das heißt, seit dem sich mit der Währunsunion dieses neue Geschäftsfeld eröffnete.

Damals, so erinnert er sich an den Anfang vor zehn Jahren, war in der Berliner Zentrale der Volkssolidarität beraten worden, wie man das bewährte Angebot der Wohlfahrtsorganisation erweitern, ja ihm teilweise einen neuen Sinn geben könnte. «In dieser Phase der Überlegungen besuchten uns zwei Fachleute aus Osterreich, mit Erfahrungen aus ihrem Pensionistenverband», schildert der Direktor die Situation. «In der Beratung mit ihnen entstand die Idee, in den neuen Bundesländern unter dem Dach der Volkssolidarität ein spezielles Reiseunter nehmen für Senioren, vorrangig für Mitglieder dieser Organisation, zu gründen. Und wir waren uns einig, dass es sich in Angebot und Inhalt von anderen Reiseveranstaltern deutlich unterscheiden müsste.» So entstand der Reiseklub für Senioren.

Was sich so glatt und unkompliziert liest, war angesichts mangelnder Kenntnisse in der Branche, großer wendezeitbedingter Unsicherheit und folglich unbekannter Perspektive ein mutiger Schritt

Verona - Senioren-Chortreffen ›99 Foto: Stana

ins Ungewisse. Bald nach der Währungsunion war es dann soweit. Das neue Unternehmen fuhr mit 4500 Senioren per Busse ins österreichische Mauterndorf. Sie kamen begeistert zurück und setzten so etwas wie einen Dominoeffekt in Gang. Bei allen Reisen mit dem Klub, der eine lachende Sonne als Symbol trägt, werden die gut durchdachten und von den Teilnehmern geschätzten, seniorengerechten Gründungsprinzipien berücksichtigt, denen die soziale Kompetenz der Volkssolidarität mit der Fürsorge um das Wohlbefinden älterer Menschen zu Grunde liegen. Dazu gehören: Keine Nacht- und Werbefahrten; alle Leistungen, die zu einer erlebnisreichen Reise gehören wie Rundfahrten, Kulturprogramme, Besuch von Sehenswürdigkeiten, sind im Preis eingeschlossen; jede Gruppe hat ihren Betreuer, vor Ort ist eine deutschsprachige Betreuung garantiert; die Programme sind so gestaltet, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Anspannung und Entspannung besteht; im Preis sind die notwendigen Versicherungen enthalten; für die gesundheitliche Betreuung ist stets gesorgt. So wird das Motto des Reiseklubs «Gemeinsam - nicht einsam» stets aufs Neue mit Leben erfüllt. «Diese Maßnahmen zahlen sich in Vertrauen aus», weiß der Direktor. Viele buchen schon die nächste gemeinsame Reise, ohne zu wissen, wohin sie geht.

Damit schnellte beispielsweise auch die Zahl der reiselustigen Senioren, die an den jährlichen Frühjahrs- und Herbsttreffen teilnehmen, enorm in die Höhe. 1996, als erstmals nicht mit Bussen - wie bislang nach Österreich, Italien, Holland, Schweiz - gefahren, sondern nach Mallor ca geflogen wurde, waren 30 000 etappenweise in den Monaten April und Mai dabei. Dieses Jahr wurde das Frühjahrstreffen erstmals zweigeteilt. Im Angebot waren das klassische Griechenland sowie die Insel Kreta. Zum traditionellen Herbsttreffen wird ins Salzkammergut eingeladen, und das bereits 9 Chortreffen findet im Zillertal statt. Damit sind die drei Höhepunkte benannt, die stets großen Zuspruch finden.

Das jährliche Senioren-Chortreffen in einem Nachbarland ist ein feines Beispiel dafür. Es begann mit 15 Chören, im vorigen Jahr trafen sich 64 mit rund 2500 Sängerinnen und Sängern. Anfangs sangen sie nur Volkslieder, heute interpretieren sie sogar gemeinsam den Schlusschor aus Beethovens «Neunter». Prof. Günther Müller aus Glauchau, der zum «Generaldirektor der Chöre der Volkssolidarität» berufen wurde, führte sie an das klassische Liedgut heran.

Beim Frühjahrstreffen auf Kreta fehlte übrigens einer, und alle haben es bedauert. Kurt Ost aus Saalfeld ist Stammgast, das sind viele, aber er ist der älteste, der jemals an den populären Touren des Reiseklubs der Volkssolidarität teilnahm. Voriges Jahr war er 102 Jahre alt und hatte sich die Kondition für die Reise beim kleinen Rennsteiglauf geholt. Dieses Frühjahr stoppte ihn der Arzt, aber im Herbst ist er vielleicht schon wieder dabei.

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