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e»«ii Militär Schuld am Untergang der Beluga?

Marine nach neuen Aussagen unter Erklärungsdruck

  • Lesedauer: 3 Min.

Sassnitz (ddp/ND). Nach Recherchen des »NDR-Nordmagazins« ist nun offenbar nicht mehr ganz auszuschließen, dass eine Manöverpanne der deutschen Marine seinerzeit zu dem plötzlichen Sinken des seetüchtigen Schiffs geführt hatte, bei dem drei Fischer ihr Leben ließen.

Vor allem die unbestechlichen Aufzeichnungen der Navigationsgeräte an Bord des dänischen Fischkutters »Concordia« dürften die Marine zunehmend unter Erklärungsdruck bringen. Kapitän Thomas Larsen bestätigte in Nexö auf Bornholm gegenüber dem NDR, dass an dem fraglichen Abend »sehr viel geschossen« wurde. Die gespeicherten Positionsaufzeichnungen zeigen, dass die »Concordia« an jenem Abend nur eineinhalb Seemeilen (rund 2,8 Kilometer) von der »Beluga« entfernt gewesen war. Für die Staatsanwaltschaft Stralsund, die den Fall neu aufgerollt und ein weiteres Gutachten angefordert hat, besonders interessant. In den Aufzeichnungen ist auch das Symbol einer etwa vier Meter hohen Markierungsboje der Marine zu sehen.

Marine und Verteidigungsministerium hatten unlängst auf Anfrage des Greifswalder Bundestagsabgeordneten Ulrich Adam (CDU) einen Zusammenhang zwischen einem Manöver und dem Kutter Unglück ausgeschlossen. Militärische Ak tivitäten in diesem Seegebiet hätten zu keiner Zeit eine Gefahr für den zivilen Schiffsverkehr dargestellt, hieß es in einem Schreiben an das Mitglied des Bundesverteidigungsausschusses, das jetzt nach Details fragt. Doch es mehren sich Zweifel an der Korrektheit der Angaben. So widersprachen Ueckermünder Fischer offiziellen Angaben, wonach die damaligen Schießübungen bereits am Abend gegen 18 Uhr beendet worden seien. Die Besatzung des Kutters »Bergen«, die sich damals auf Fahrt nach Bornholm (Dänemark) befand, gab an, noch gegen 19.30 Uhr Geschützdonner in dem Seegebiet vernommen zu haben.

Es ist zwar nicht anzunehmen, dass die »Beluga« seinerzeit durch Beschuss gesunken ist. Allerdings waren bereits in der Vergangenheit erhebliche Zweifel an der Untergangsversion des Rostocker Seeamtes vom Herbst 1999 aufgetaucht. Die Behörde hatte von »menschlichem Unzulänglichkeiten« als Ursache für das Sinken der »Beluga« gesprochen. Nach Ansicht eines Fischereiexperten und Recherchen des ND (24725. 6.) ist nicht auszuschließen, dass sich das Schiff in einem unbeleuchteten Stahltross verfangen hatte, mit dem die Marine üblicherweise bewegliche Seeziele für Schießübungen schleppt.

Der Anwalt der Hinterbliebenen, Peter Michael Diestel, hat unterdessen die Marine aufgefordert die Schiffstagebücher aller Kriegsschiffe offen zu legen, die seinerzeit in dem betroffenen Seegebiet agierten. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) lehnte nach NDR- Angaben ein Interview zum Beluga-Fall bislang ab. Die Gefahr durch NATO-Manöver für die ostdeutsche Fischerei hat sich indes erst kürzlich wieder bestätigt: Der vorpommersche Fischkutter »Binz« war am vergangenen Wochenende unter Begleitschutz in seinen Heimathafen Freest eingelaufen. In den Netzen hatte sich eine hoch explosive Bombe aus US- Produktion verfangen, die vermutlich erst kürzlich während eines. Manövers abgeworfen worden war. Die Besatzung blieb nach Meinung eines Experten des Munitionsbergungsdienstes wahrscheinlich lediglich ungeschoren, da der Sicherungssplint noch steckte und eine Detonation der Bombe verhinderte.

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