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«Wunderdroge» EPO

  • Lesedauer: 2 Min.

Lange Zeit galt Oral-Turinabol als das bekannteste anabole Steroid von aufbauender Wirkung, das offenbar eine vielfache Anwendung auch im DDR-Spitzensport, insbesondere bei Schwimmerinnen und Leichtathleten, fand. Doch das Arsenal der High-Tech-Medizin ist weit größer. Substanzen wie Corticosteroide und Vasodilantien, Barbiturate und Beta-Blocker, Psychopharmaka und blutbildende Stoffe gehören längst dazu.

Noch nie zuvor aber hat ein Begriff so synonym für Doping im Sport gestanden wie gegenwärtig EPO (Kürzel für Erythropoietin). EPO, eine Form des Blutdopings, zählt zu den wirksamsten leistungssteigernden Drogen bei Ausdauerathleten. Das Hormon erhöht den Hämoglobingehalt im Blut, was die Aufnahmekapazität von Sauerstoff steigert. Je mehr rote Blutkörperchen vorhanden sind, um so mehr Sauerstoff kann im Körper transportiert werden. Experten gehen davon aus, dass durch EPO-Einnahme eine Leistungssteigerung bis zu 15 Prozent erzielt wird.

Das Hormon kann man aber auch direkt einspritzen. Bislang hatte die «Wunder droge» für die Benutzer den entscheidenden Vorteil, dass das künstlich hergestellte Hormon nicht verlässlich vom körpereigenen unterschieden werden konnte. Nun glaubt man für Sydney eine verlässliche Nachweismethode gefunden zu haben. Seit Anfang September hat das IOC die Testmethode auf EPO sanktioniert, indem es die Prüfmethode von australischen Wissenschaftlern auf Blut und von französischen Experten auf Urin für «verlässlich» erklärte. Nach IOC Version gilt als Dopingfall, wer sowohl über Blut- als auch über die Urin-Probe positiv getestet wird.

Doch auch der EPO-Test in Sydney ver spricht keine Sicherheit im Anti-Doping- Kampf. Erfahrungen haben gezeigt: Man kann den EPO-Missbrauch so planen, dass der direkte Nachweis im Urin - also die sogenannte B-Probe - schon wenige Tage nach der Einnahme nicht mehr gelingt.

Aber der Kampf gegen EPO hat neue «Geister» geweckt: HGH genannt. Das Dopen mit dem menschlichen Wachstumshormon unter dem Kürzel HGH und mit einem insulinähnlichen Wachstumsfaktor kann momentan gleich gar nicht nachgewiesen werden. Daher nehmen die Befürchtungen zu, dass sich ein Teil der Athleten längst aus der EPO-Szene verabschiedet hat und auf HGH, das auf alle Zellen des Körpers einen Wachstumsreiz ausübt, umgestiegen ist.

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