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  • Politik
  • 10 Jahre Dingsda-Verlag Querfurt: Gespräch mit dem Verleger Joachim Jahns

Von Ändert bis Zwerenz

  • Lesedauer: 2 Min.

? Der Dingsda-Verlag wird in diesem Monat 10 Jahre alt. Wie kam es zu diesem merkwürdigen Verlagsnamen?

Er geht auf den Dichter Johannes Schlaf zurück, einen der Wortführer des deutschen Naturalismus. Seine Heimatstadt war Querfurt, das er liebevoll «Dingsda» nannte und dem er die Bücher «In Dingsda» und «Neues aus Dingsda» gewidmet hat.

? Wie kam es zur Gründung Ihres Verlages?

Gleichfalls ein Sohn der Stadt Querfurt, hatte ich 1990 das Manuskript meines Buch «Querfurt oder Auf der Suche nach Dingsda» fertiggestellt, das in der Reihe «Miniaturen» des Brockhaus-Verlags Leipzig vorgesehen war. Daraus wurde dann aber nichts mehr. Ich entschloss mich, meinen eigenen Verlag zu gründen und als erste Publikation das Buch herauszugeben.

? Welche Titel verlegten Sie zunächst?

Vor allem Regionalliteratur- «Die Sagen der Grafschaft Mansfeld» etwa, «Vergessene Geschichten aus Sachsen und Thüringen» von Louise von Francois sowie «Der Thüringer Königshort» von Reinhold Ändert. Auch mehrere Bände «Mansfelder Witze» zählten dazu. Ab 1993 kamen weitere Schwerpunkte: zeitkritische Sachbücher und Belletristik. Der Wende- Roman «Totschlag» von Erik Neutsch und das Kunstbuch «Herr Mittelmaß. 1949- 1995» von Willi Sitte erschienen. Unter den Büchern der folgenden Jahre befanden sich mehrere Titel von Gerhard Zwerenz. Sie haben ihre Aktualität nicht eingebüßt und sind noch lieferbar.

? Wie schafften Sie es, Ihren Verlag in all den Jahren über Wasser zu halten?

Ich denke, weil ich auf Qualität und Langzeitwirkung setzte und bemüht war, nicht auf jeden schnelllebigen Trend des Marktes hereinzufallen. Auch die öffentlichen Streitgespräche, die ich zwischen Autoren wie Hermann Kant und Gerhard Zwerenz organisierte und publizierte, dürften dazu beigetragen haben, ein wenig Öffentlichkeit zu gewinnen und das Überleben des Verlages zu sichern.

? Welche Bücher sind demnächst zu er warten?

Auch künftig will sich der Verlag um ein breites inhaltliches, vom zeitkritischen

Selbstverständnis geprägtes Spektrum bemühen. Zu den nächsten Projekten gehören «Mein Wintertagebuch» von Anneliese Probst - ein fiktiver Dialog, den die Autorin mit Katharina von Bora führt, sowie ein neuer politischer Exkurs von Sahra Wagenknecht.

Fragen: Rudolf Scholz

Vom Dingsda Verlag initiiert. «Wahrnehmungen zu Deutschland», Streitgespräch zwischen Vera Lengsfeld und Sahra Wagenknecht, 11. Oktober, 20 Uhr- Kultur brauerei Berlin.

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