- Politik
- Paul Zech
Nüchterne Stadt
Straßauf, straßab durchstreifen wir die Stadt, die graue Stadt, die Stadt zermürbter Brücken. Verlumpte Bettler drohen giftig mit den Krücken, und Händler drücken uns an Häusern platt.
Aus Wirtshausfenstern
wirbelt fetter Bratgeruch
und Lustgebrüll
aus hundert Singspielhallen.
Wir müssen schnell
die Riemen fester schnallen
und ducken uns
vor Fremdenhaß und Lästerfluch.
Verkrüppelt stehn paar Linden am Kanal. Verstimmte Glocken überwimmern Lust und Qual, und nirgends sieht man Kinder, die sich um ein Spielwerk scharen.
(Auszug. Dieses Gedicht erschien erstmalig 1914. Heute vor 120 Jahren wurde Zech in Brisen /Thorn geboren.)
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