Eine Blaublütige ohne Respekt vor Obrigkeiten
Undme von Blottnitz war Symbol des AKW-Protests
Von Uwe Kalbe
Undine-Uta Bloch von Blottnitz - die aus schlesischem Adel stammende Gutsherrin im wendländischen Grabow hätte wahrlich einen bequemeren Lebensweg wählen können als den einer Atomkraftgegnerin. Die zierliche Frau mit der gewaltigen Stimme, die am Wochenende an einem Krebsleiden verstarb, wählte den unbequemen Weg und gelangte dabei zu respektabler Bekanntheit. Als sie 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz für ihre mutige Haltung und die »Vermittlung demokratischer Grundwer te« (Roman Herzog) geehrt wurde, wies sie süffisant darauf hin, dass sie die Auszeichnung als Teil jener Bewegung entgegennehme, die der damalige Bundesinnenminister kurz zuvor als »unappetitliches Pack« diffamiert hatte. Sie stand inmitten der Traktorblockaden und Gleisbesetzungen, denen heute von der eigenen Parteispitze Steine in den Weg gelegt wird. Wegen einer solchen Aktion zahlte sie vor 20 Jahren schon mal 50 000 Mark Strafe. Eine Art Fischer-Karriere - für die sie jedoch im Unterschied zum Bundesaußenminister nicht zur Abbitte gezwungen wurde.
Zugleich verkörpert sie auf ihre Weise den Konflikt der Grünen als Staatspartei. Die Konsequenz vieler ihrer Gefährten im Widerstand, die aus Protest über den Atomkompromiss der Grünen der Partei den Rücken kehrten, brachte sie nicht auf. Den Atomkonsens bezeichnete sie dennoch als Fehler. Beim Gedenkgottesdienst am kommenden Wochenende in Plate bei Lüchow werden auch Spitzen der Bündnisgrünen ihre Referenz erweisen, ver körperte die Mitbegründerin der Bürger initiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg und später auch der Partei der Grünen doch den Geist des Widerstandes ebenso wie die Erfahrung mit den Mühen der Ebenen. Zwei Legislaturperioden lang arbeitete sie als Abgeordnete im Europaparlament, 1999 trat sie nicht mehr zu einer Kandidatur an. Ihr größter Erfolg in Brüssel war Anfang des gleichen Jahres die Durchsetzung der Kennzeichnungspflicht für bestrahlte Lebensmittel gewesen. »Natürlich hätten die Grünen ein generelles Verbot bevorzugt«, sagte sie damals, aber angesichts des Widerstandes der EU-Kommission wäre die Alternative eine Beibehaltung des Status quo gewesen. Zehn Jahre lange habe sie für diesen Erfolg kämpfen müssen, stellte sie fest...
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