- Politik
- Vor 100 Jahren wurde Konrad Wachsmann geboren
Rückkehr eines Architekten
An Konrad Wachsmann erinnern in seiner Geburtsstadt eine Gedenk tafel am UFA-Kino im Stadtzentrum, ein Oberstufenzentrum und eine Straße, die seinen Namen tragen, sowie das Urnengrab auf dem Hauptfriedhof. Außerdem wurde Mitte der 90er Jahre nach den Entwürfen von Wachsmann- Schüler Fred Hochstrasser und Hans Bleiker ein neues Druckhaus errichtet.
Bereits 1929 war auf dem Gelände des Lutherstifts ein von Wachsmann konzipiertes Holzhaus entstanden, das heute unter Denkmalschutz steht. Die Chance, das Archiv dieses Pioniers industrieller Bauweise zu übernehmen, hat Frankfurt (Oder) - wie so viele andere auch - schon vor Jahren vertan. Nun, zum 100. Geburtstag des Architekten, erinnert die Stadt sich ihres bedeutenden Sohnes. Bereits im März gab es am Oberstufenzentrum die Konrad-Wachsmann-Tage. Eine Kranzniederlegung, eine Feierstunde im Rathaus und im November eine Ausstellung im Kleist Forum Frankfurt, die sich mit Leben und Werk des Baumeisters beschäftigen, werden folgen. Parallel soll dann eine internationale wissenschaftliche Tagung zum Thema »Konrad Wachsmanns Wirken und sein Einfluss auf die Architektur der Gegenwart stattfinden. Immerhin wurde eine ganze Archtiekten- Generation von Wachsmann geprägt. Zu seinen Lehrern und Kollegen gehörten Walter Gropius, Mies van der Rohe, Le Corbusier, Heinrich Tessenow und Hans Poelzig. Bedeutende Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler, von Picasso bis Chagall, Brecht bis Hemingway zählten zu seinen Freunden. Das Leben Wachsmanns spiegelt Kultur und Zivilisationsgeschichte seines Jahrhunderts wider.
Wachsmann wurde am 16. Mai 1901 in Frankfurt (Oder) als Sohn einer jüdischen Apothekerfamilie geboren, besuchte Volksschule und Realgymnasium in seiner Vaterstadt, wurde Möbel- und Bauschreiner, bevor er an die Kunstgewerbeschule nach Berlin ging. Der Besuch der Kunstakademie folgte. In Niesky avancierte Wachsmann 1922 zum Chefarchitekt des größten europäischen Werkes für vorgefertigte Holzbauten. Sieben Jahre später hatte er sein eigenes Büro in Berlin. Es entstanden Wohn- und Krankenhäuser, nicht zuletzt Einsteins Residenz in Caputh. Als in Deutschland der Faschismus zur Macht kam, ging Wachsmann nach Rom, Frankreich und schließlich in die USA, wo er mit Walter Gropius zusammen arbeitete und neuen industriellen Bauweisen zum Durchbruch verhalf. Sein General- Panel-System erlaubte, Holzhäuser fast automatisch vorzufertigen. Sein Mobilar Structure-System erweiterte diese Erfindung für weitgespannte Hangarkonstruk tionen aus Stahl.
Hochgeehrt war Wachsmann als Professor rund um die Welt unterwegs. Am 25. November 1980 starb er in Los Angeles. Ein Jahr später wurde er in seiner Heimatstadt beigesetzt, wie er es sich bei seiner DDR-Reise 1979 im Rahmen der Einstein-Feierlichkeiten gewünscht hatte. Pünktlich zum Jubiläum erscheint auch eine überarbeitete Reprintausgabe von Michael Grünings Biografie «Der Wachsmann-Report - Auskünfte eines Architekten» (Birkhäuser Verlag). Die Buchpremiere findet am 15. Mai in der Frank furter Stadtbibliothek statt. Die «Zeit» würdigte das journalistische Meisterwerk Grünings seinerzeit als die «eigenwilligste Biographie ... spannend wie ein Reißer, voll von unbekannten Begebenheiten, originellen Ansichten und Anekdoten». Trotzdem war es fast zehn Jahre aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden. Der Wachsmanns-Nachlass befindet sich in Berlin und wird in der Akademie der Künste wissenschaftlich aufgearbeitet.
Underground. Jugoslawischer Partisan versteckt sich 1941 vor den Nazis im Keller seines Freundes. Und dieser lässt ihn, als sich beide in die selbe Frau verlieben, 15 Jahre lang in dem Glauben, dass der Krieg da oben noch immer tobt. Keine sehr feine Art, Nebenbuhler los zu wer den, aber wenn Emir Kusturica Regie führt, wird eine Parabel auf gesellschaftliche Verhältnisse daraus. Dafür gab es in Cannes die Goldene Palme. (Bis 1.05 Uhr)
Deutschlandfunk, 20.10 Uhr, Hörspiel
Selbstläufer. Ein Abend in Kneipen, auf der Straße, in Bars, im Theater, in Restaurants, in der U-Bahn: Gesprächsfetzen. Die Generation der 25- bis 35-Jährigen unterhält sich. Andauernde Humorlosigkeit bei andauernder Humorigkeit, ständiges Umkippen von Ironie in Sentimentalität und Aggression: ein Hysterie-Stück von Kathrin Röggla für den abgesunkenen Mittelstand. (Bis 21 Uhr)
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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