Fährt hier nachts ein Bus?

Regensburger Initiative fordert Ausbau des ÖPNV

  • Johannes Hartl
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Initiative im bayerischen Regensburg fordert für den Öffentlichen Personennaheverkehr (ÖPNV) der Stadt die Einführung eines Nachtbus-Angebots. Beim Regensburger Verkehrsverbund (RVV) stößt die Idee - trotz Zuspruch aus der Bevölkerung - bislang jedoch auf Ablehnung.

Wer in der Regensburger Altstadt von Freitag auf Samstag oder von Sonnabend auf Sonntag eine Diskothek besucht und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr anreist, muss bis spätestens 1.25 Uhr mit dem »Nachtschwärmer«-Angebot des RVV die Rückfahrt antreten. Die meisten Clubs und Diskotheken haben allerdings bis zwei Uhr geöffnet, größere Lokalitäten sogar bis vier Uhr morgens. Besucher, die bis zum Ladenschluss bleiben wollen, kommen demnach am Samstag erst ab 5.30 und am Sonntag erst ab 6.30 Uhr wieder zurück.

Für Ludwig Simek (Grüne) und Piraten-Stadträtin Ewa Tuora-Schwierskott ist dieser Zustand »absolut unbefriedigend«. Die beiden haben die Initiative »Nachtbus für Regensburg« gegründet und tragen seit Anfang Oktober die Forderung nach Einführung eines »Nachtbus«-Angebots durch den Regensburger Verkehrsverbund in die Öffentlichkeit.

»Es kann doch nicht sein, dass man nach 1.25 Uhr aus der Regensburger Innenstadt nicht mehr mit dem Öffentlichen Nahverkehr rauskommt«, argumentieren Tuora-Schwierskott und Simek in einer Pressemitteilung. In der Erklärung führen die beiden Initiatoren zudem etliche andere Städte an, die zum Teil deutlich kleiner sind als das 138 000 Einwohner zählende Regensburg und trotzdem ein Nachtbus-Angebot haben. So fährt beispielsweise auch in der 123 000 Einwohner-Stadt Ulm oder in der 147 000 Einwohner-Stadt Paderborn ein Nachtbus.

Mit dem bisherigen »Nachtschwärmer«-Angebot des RVV ist die Initiative dabei nicht zufrieden. »Das RVV ›Nachtschwärmer-Angebot‹ verdient, unserer Meinung nach, den Namen ›Nachtbus‹ nicht«, sagen Simek und Tuora-Schwierskott gegenüber »nd«. Die letzte Fahrmöglichkeit um 1.25 Uhr sei für Regensburg »schlicht zu früh«. »Einerseits ist Regensburg stolz auf die Kneipendichte und das kulturelle Angebot, andererseits macht der RVV bereits dann die Bushaltestellen dicht, wenn die Party erst richtig losgeht«, kritisieren die Initiatoren.

Die Initiative »Nachtbus für Regensburg« fordert alternativ zum »Nachtschwärmer-Angebot« einen Fahrbetrieb, der »zunächst in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag zwischen 1 und 4 Uhr nachts zu jeder vollen Stunde zumindest nach Königswiesen eingeführt wird«. Als »zweiten Schritt« solle das Angebot dann auch »auf weitere Stadtteile sowie das nähere Umland und weitere Wochentage erweitert« werden.

Obwohl die Initiative sowohl medial als auch in der Bevölkerung viel Zuspruch erfahren hat, lehnt der RVV die Einführung eines Nachtbus-Angebots bislang ab. RVV-Geschäftsführer Karl Raba begründet dies in der »Mittelbayerischen Zeitung« mit dem »Kosten/Nutzen-Aspekt«. Für Simek und Tuora-Schwierskott ist dieses Argument nicht akzeptabel. Sie fordern, dass der RVV »nicht alles mit dem Argument eines negativen Kosten/Nutzen-Aspektes pauschal ablehnen« darf, »sondern sich zumindest mit dem Vorschlag befassen« soll. Die Initiative will unterdessen weiter mit Argumenten für einen Nachtbus kämpfen und künftig mit einem Stand in der Regensburger Altstadt die Bürger informieren.

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