Urgestein

Premier Mykola Asarow lädt die Opposition zum Runden Tisch ein

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Das jüngste Misstrauensvotum dient dem ukrainischen Ministerpräsident zur Bestätigung in seinem Amt. Da die Opposition mit ihrem Vorstoß sogar deutlicher als erwartet scheiterte, leitet Mykola Asarow daraus logisch einen Vertrauensbeweis der gewählten Volksvertretung ab. Seit März 2010 ist er Chef des Kabinetts. Der heute 65-Jährige reichte zwar am 3. Dezember 2012 seinen Rücktritt ein, wurde aber zehn Tage später wieder gewählt. Er war zeitweilig auch Vorsitzender der (Regierungs-)Partei der Regionen, ist nun aber, auch um dem Vorwurf einer Ämterhäufung vorzubeugen, zweiter Mann hinter Präsident Viktor Janukowitsch.

Der aus dem russischen Kaluga gebürtige und 1984 in die Ukraine gewechselte Sohn einer Russin und eines Esten ist also mit Turbulenzen vertraut. Gelassenen Umgang damit könnte der Professor mit den Spezialgebieten Mineralogie und Geologie während seines Werdeganges gelernt haben. Der führte ihn zu Leuten, die in kritischsten Situationen Ruhe bewahren müssen. Asarow war Chefingenieur eines Bergwerkes, später Institutschef im Bergbauzentrum Donezk. Er gilt als »Urgestein« des politischen Kiew.

Anscheinend ungerührt schilt er die Besetzer und Blockierer von Präsidenten- und Regierungssitzen »Extremisten«, sah bei den Zusammenstößen auf dem Maidan keine Studenten, sondern »gut ausgebildete Provokateure«. Doch sei das Vorgehen der Miliz nicht gerechtfertigt gewesen.

Präsident Janukowitsch hatte seinen Vertrauten zur Begründung des Abbruchs der Verhandlungen mit der EU vorgeschickt. Asarow machte zwar Taktik und wirtschaftliche Zwänge geltend, zog sich aber den besonderen Zorn der EU-Anhänger zu.

Seit Mittwochabend ist der Premier zum Runden Tisch mit der Opposition und gesellschaftlichen Kräften sowie dazu bereit, deren Vertreter mit nach Brüssel zu nehmen - wenn die Blockaden aufgehoben werden. Das wird schwierig. Aber auf sein Gespräch musste der Maidan-Demonstrant und amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle ja auch erst einmal warten.

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