Keine ethnische, sondern eine soziale Frage

Jürgen Amendt über den Begriff »Schüler mit Migrationshintergrund«

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit einigen Jahren taucht in bildungspolitischen Debatten immer wieder die Formulierung »Schüler mit Migrationshintergrund« auf. Zugegeben: Von ausländischen Schülern zu sprechen wäre angesichts der Tatsache, dass es sich bei einem Großteil dieser Jugendlichen um hier Geborene handelt, unangebracht. Die Bezeichnung »Einwandererkinder« trifft es auch nicht so recht, denn in der Regel sind bereits die Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen. Trotzdem bildet die Formulierung die gesellschaftliche Wirklichkeit nur unzureichend ab. »Schüler mit Migrationshintergrund kommen in Deutschland oft erst auf Umwegen zu höheren Bildungsabschlüssen«, heißt es etwa in einer aktuellen Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der Studie zufolge werden »die Potenziale von Kindern mit Migrationshintergrund systematisch unterschätzt«. Gründe dafür seien »mangelnde Kenntnisse der Eltern über den Aufbau des deutschen Bildungssystems sowie bestehende Vorurteile bei Schulen und Behörden«.

Falsch ist dieser Befund nicht, aber auch nicht pauschal richtig. Die Wirklichkeit ist etwas differenzierter als es die Rede von den Schülern mit Migrationshintergrund suggerieren will. Deren systematische Benachteiligung fußt weniger auf einem ethnischen denn auf einem sozialen Vorurteil bzw. Defizit. Dem Sohn und der Tochter des deutsch-türkischen Akademikers trauen Schule und Behörden in der Regel sehr wohl einen höheren Bildungsabschluss zu und die Eltern wissen durchaus, wie das deutsche Bildungssystem aufgebaut ist.

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