Deutschland hinkt hinterher

Martin Ling über die Unterschiede bei privater und öffentlicher Hilfe

  • Lesedauer: 2 Min.

Die mediale Faustregel heißt: Spätestens nach sechs Wochen hat jede Katastrophe nur noch Nachrichtenwert. Beim verheerenden Taifun auf den Philippinen ging das noch schneller. Nur noch vereinzelt wird über das asiatische Land berichtet, dabei ist nach Einschätzung der UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF die Gefahr von Krankheiten und Mangelernährung im Katastrophengebiet noch nicht gebannt. Lebensgefährlicher Durchfall, Lungenentzündung, Masern, Tetanus und Dengue-Fieber bedrohen besonders Säuglinge und Kleinkinder. Viele arme Familien können ihre Kinder nicht ausreichend ernähren.

Positiv vermerkt UNICEF die hohe private Spendenbereitschaft in Deutschland, durch die bislang über 13 Millionen Euro für die Nothilfe auf den Philippinen zusammenkamen. Einmal mehr kontrastiert das private Engagement mit dem staatlichen, bei dem das Auswärtige Amt dem Bündnis »Deutschland Hilft« und anderen Organisationen gerade mal 6,5 Millionen Euro für die Philippinen zur Verfügung stellte.

Großzügigkeit ist in Deutschland keine öffentliche Angelegenheit: Während das reiche Land beim privaten Spendenaufkommen immerhin zu den Top sieben weltweit gehört, kommt der Staat laut dem »Center for Global Development« in Washington gerade mal auf den 21. Platz unter den 27 reichsten Staaten. Das ist umso beschämender, wenn man bedenkt, dass Deutschland bisher glimpflich durch die »Eurokrise« kam.

Selbst wenn die künftige schwarz-rote Regierung sich an die Vorgabe des Koalitionsvertrags hielte und jährlich 500 Millionen Euro draufpackte, bliebe Deutschland immer noch weit von dem Ziel entfernt, 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in die Entwicklungszusammenarbeit zu stecken. Deutschland hinkt eindeutig hinterher.

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