Kleiner Kreis mit großer Wirkung

Stephan Fischer über Freifahrten direkt ins Gefängnis

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Dreimal und du bist raus. Oder besser drin. Was nach einem Kinderabzählspiel klingt, führt manchmal direkt ins Gefängnis. Dreimal ohne Fahrschein losgefahren und erwischt, den Strafbefehl nicht zahlen können, schon sitzt man die Strafe in Plötzensee oder anderswo ab. Dieses Prozedere ist so sehr Alltag in Berlin wie sinnlos: Die BVG zum Beispiel kosten die Kontrollen dreimal so viel wie sie einbringen, Prozess- und Gefängniskosten stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag. Wie auch immer der aussehen soll: Das notwendige Geld für den Fahrschein kann auch der Staat nicht anbestrafen oder herbeierziehen.

Ideen, wie sich dieses Dilemma und Ärgernis auflösen ließe, gibt es viele, zum Beispiel ein öffentlicher Nahverkehr, der aus Steuermitteln finanziert wird. Seit Januar 2013 fahren die Bürger in Tallinn in öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos, andere Hauptstädte Europas zeigen sich zumindest sehr interessiert. Solange sich Berlin nicht zu einem solchen Versuch durchringen kann, sind Kampagnen wie »Ticketteilen« aus zweierlei Gründen notwendig: Mehr Menschen können den Nahverkehr nutzen. Und der gelbe Kreis am Revers zeigt: Mobilität für alle ist weiter ein Problem.

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