Janukowitsch-Leaks

Aktivisten stellen tausende ukrainische Regierungsdokumente online

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 1 Min.
Ordner mit tausenden Dokumenten ließ der entmachte ukrainische Präsident, Viktor Janukowitsch, im See eines seiner Anwesen zurück. Aktivisten machen sich nun auf Spurensuche: mit Fön, Scanner und der Hilfe von Internetnutzern.

Wenig ist bekannt über die mysteriöse Flucht des entmachteten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Nur eines scheint sicher: eilig muss er es gehabt haben. Auf dem Grund des Sees eines seiner Anwesen fanden Taucher nun 200 Ordner voller geheimer Dokumente: eilig versenkt, aber unzerstört.

21 Aktivisten und Journalisten machen sich nun mit Fön und Scanner daran, die Dokumente auszuwerten. Damit auch jeder andere mitmachen kann, haben sie die Fotos der Unterlagen auf eine Website gestellt. Unter Yanukovychleaks.org rufen die Aktivisten dazu auf, sich an der Suche nach dem „unglaublichen Wert der Informationen“ zu beteiligen.

Dass die Dokumente tatsächlich Brisantes beinhalten könnten, zeigen die Ergebnisse erster Auswertungen: Die Enthüllung über einen geplanten Großeinsatz tausender ukrainischer Polizisten gegen die Protestierenden auf dem Maidan-Platz soll ihren Ursprung in Janukowitschs See haben. Beweise für den Zusammenhang gibt es allerdings bisher keine.

Erste Funde aus den Akten präsentiert auch der der russische Auslandsnachrichtensender „Stimme Russlands“. Er berichtet von Rechnungen für Janukowitschs pompöse Villa sowie Überweisungsbelege seiner „Sponsoren“. Politisch brisanter dürften allerdings die Funde von Akten über Oppositionelle sein. In den Ordnern befänden sich Dossiers über „gefährliche“ oppositionelle Aktivisten, Journalisten und Parlamentsabgeordnete, meldet der Sender.

Eine von ihnen: Tatjana Tschornowil. Die Journalistin recherchierte für einen Artikel über Janukowitsch dekadenten Lebenstil, als sie im Dezember letzten Jahres von Unbekannten brutal zusammengeschlagen wurde. Die Polizei sprach damals von häuslischer Gewalt. Die Aktivisten hoffen nun, in den Akten Hinweise für die Täterschaft staatlicher Behörden zu finden und wollen diese und weitere Auswertungen in den kommenden Tagen ins Netz stellen.

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