Kein Feiertag

Andreas Fritsche über genehme und unangenehme Revolutionen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Konservative, Christen, Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten, Parteilose, Liberale, Unabhängige - sie alle könnten den 18. März als Nationalfeiertag akzeptieren. Dies erkannte die »Aktion 18. März« bereits 1978, als sie einen solchen Feiertag in BRD und DDR wünschte. Aktionsgründer Volker Schröder, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, bemüht sich heute noch um den Feiertag - allerdings weiter vergeblich. Das Bundespräsidialamt ließ ihn wissen, Bundespräsident Joachim Gauck begegne dem Anliegen zwar mit Verständnis und Sympathie, da der 18. März in der deutschen Geschichte wichtig und gewichtig sei. Nach Gesprächen und Überlegungen sei Gauck aber dennoch aus grundsätzlichen Erwägungen und mit Blick auf andere Feiertage zu dem Schluss gekommen, einen Gedenktag 18. März nicht selbst aktiv zu fördern.

Am 18. März 1848 hatte Preußens König Friedrich Wilhelm IV. auf Bürger schießen lassen, die sich im Tiergarten versammelten. Das Volk baute Barrikaden und lieferte dem Militär Straßenkämpfe. Am 19. März sah sich der König gezwungen, vor den Märzgefallenen das Haupt zu neigen.

Die zum Tiergarten hin gelegene Seite des Brandenburger Tors heißt seit dem Jahr 2000 »Platz des 18. März«. Jahrelang musste Schröder darum kämpfen. Seine ursprüngliche Vision »Platz des 18. März 1848« konnte nicht verwirklicht werden. Es klappte erst die Variante, die einen Bezug zur letzten DDR-Volkskammerwahl am 18. März 1990 zuließ.

Die friedliche Revolution von 1989/90 ist genehm, die bürgerliche Revolution von 1848/49 schon nicht mehr angenehm. Schließlich trug sie den Keim einer proletarischen Revolution bereits in sich. Friedrich Engels verteidigte 1849 die Festung Rastatt, die letzte Bastion der 48er Revolution.

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