Wasser und Zuckerbergs Wein

Grit Gernhardt über die Scheinheiligkeit des Facebook-Gründers

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken - das prangerte schon Heinrich Heine an. Im Fall von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der sich aktuell bei US-Präsident Barack Obama über die Spionagetätigkeit der staatlichen Geheimdienste empörte, müsste man zwar »Wasser« durch »Vertrauen ins Internet« und »Wein trinken« durch »täglich Milliarden Daten von Facebook-Nutzern sammeln und nutzen« ersetzen, aber die Heuchelei bleibt dieselbe.

Zumal Zuckerberg zeitgleich ankündigte, künftig Werbevideos auf den Profilseiten der US-Nutzer zu schalten - eine Offensive, die die Verwertung von Nutzerdaten voraussetzt, denn nur so können werbewillige Firmen die Zielgruppen für ihre Produkte erreichen. Der Netzgemeinde dürfte es grundsätzlich aber egal sein, wer die größere Bedrohung für die Sicherheit im Internet darstellt - die NSA oder Großkonzerne wie Facebook, Google und Co. Die meisten Nutzer haben prinzipiell kein großes Interesse daran, dass ihre Bewegungsprofile automatisch erstellt und ihre Kontaktlisten auf Werbetauglichkeit hin untersucht werden. Davon will Zuckerberg vermutlich nichts hören, schließlich macht er seine Milliarden durch die Verwertung persönlicher Informationen. Insofern kann er der NSA mit Sicherheit sowohl das Wasser als auch den Wein reichen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal