Ab in die Rente

Die große Biathletin Andrea Henkel hört auf

  • Sandra Degenhardt
  • Lesedauer: 3 Min.
Endlich vorbei! Vor allem die deutschen Biathletinnen dürften nach dem verkorksten Olympiawinter die Pause herbeisehnen. Andrea Henkel geht derweil in die Sport-rente.

Die Goldene Generation im deutschen Frauen-Biathlon ist endgültig Geschichte. Mit Andrea Henkel beendete die Letzte der einstigen »Lieblinge der Nation« wie Kati Wilhelm, Uschi Disl und Magdalena Neuner ihre Erfolgskarriere. Die 36-Jährige, die nun in die USA zu ihrem Freund Tim Burke auswandern will, verabschiedete sich am legendären Holmenkollen in Oslo mit Platz 13 im Massenstart in den sportlichen Ruhestand. »Ich hatte eine erfolgreiche Karriere, auch wenn die letzte Saison nicht so verlaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Ich habe alles gewonnen, was man gewinnen kann und freue mich auf das, was jetzt kommt«, sagte sie.

Nach dem Zieleinlauf bekam sie eine goldene Pappkrone aufgesetzt, ihre Teamkolleginnen und Betreuer stießen mit ihr noch im Zielraum mit einem Gläschen Sekt an und schenkten ihr Mandeln, ihre Lieblingsnascherei. »Es hört eine ganz Große des Biathlons auf«, sagte ihr Heimcoach Gerald Hönig sichtlich bewegt im ZDF. Er durfte sich auch über den sechsten Platz von Laura Dahlmeier freuen.

Den letzten Sieg der Saison sicherte sich die Slowakin Anastasia Kuzmina. Der Weltcup-Gesamtsieg ging an die Finnin Kaisa Mäkäräinen, die auch die Sprint- und Verfolgungswertung gewann. Den Einzelweltcup holte sich Gabriela Soukalova aus Tschechien, den im Massenstart Darja Domratschewa aus Belarus. Beste Deutsche im Gesamtweltcup war Henkel als Zehnte. Die Deutschen entschieden immerhin die Staffelwertung für sich.

Das Gesamtfazit der Saison fällt durchwachsen aus. Die Männer schnitten mit mehr als zehn Podestplätzen, davon zwei Siege durch Simon Schempp und Olympiasilber durch Erik Lesser sowie in der Staffel gut ab - mit Potenzial nach oben. »Obwohl das Niveau bei den Männern deutlich höher ist als bei den Frauen, haben wir uns gut verkauft. Aber wir geben uns damit nicht zufrieden, wollen noch mehr Podestplätze und Medaillen«, resümierte Arnd Peiffer.

Den Frauen steht nach den ersten medaillenlosen Olympischen Spielen und lediglich fünf Podestplätzen (ein Sieg und ein zweiter Platz von Henkel, sowie ein Sieg und zwei zweite Plätze in der Staffel) ein schmerzlicher Umbruch bevor. Die Aussichten scheinen mittelfristig nicht allzu rosig. »Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Jahre der Seriensiege vorbei sind« sagte der scheidende Chefbundestrainer Uwe Müssiggang. Er mahnte aber zugleich zur Ruhe: »Wir haben viele junge Mädels, die brauchen noch ein paar Jahre.«

Der Lack ist bei den Damen nach dem Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle und der öffentlich ausgetragenen Trainerschelte durch Kathrin Lang vorerst ab. Schuldzuweisungen und fehlende Kommunikation ramponierten das Image der erfolgsverwöhnten Skijägerinnen. Bei der Trainertagung Anfang April müssen sich die Trainer nun der Führungsspitze des Deutschen Skiverbandes (DSV) erklären. Für die Frauentrainer Hönig und Ricco Groß gab es keine Jobgarantie von DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. »Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Veränderungen«, orakelte Neuner.

Sachenbacher-Stehle stellte sich derweil am Samstag einer über siebenstündigen Anhörung vor dem Anti-Doping-Hearing-Panel des Biathlon-Weltverbandes IBU. Demnach hat eine verbotene Substanz in einem Nahrungsergänzungsmittel zu ihrem positiven Dopingbefund in Sotschi geführt. »Es ist definitiv gesichert, dass es dieses Nahrungsergänzungsmittel war«, sagte die 33-Jährige dem Bayerischen Rundfunk. Ihr Anwalt Marc Heinkelein rechnet mit einem Ergebnis der Anhörung in einigen Wochen. dpa

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