Brüssel will Bio-Waren strenger kontrollieren

EU-Kommission schlägt Reform von Richtlinie vor

  • Lesedauer: 2 Min.
Nicht alle Lebensmittel mit dem »Bio«-Label sind bio. Die EU-Kommission will deshalb strengere Kontrollen durchsetzen.

Brüssel. Europas Verbraucher sollen wieder mehr auf Bioprodukte vertrauen können. Nach mehreren Skandalen will die EU die Auflagen verschärfen und Ökoprodukte strenger kontrollieren. In dem boomenden Markt sei »die Versuchung groß, mit Betrug auf die erhöhte Nachfrage zu reagieren«, sagte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am Montag beim Treffen der EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel. Die EU-Behörde schlägt deshalb eine Reform der EU-Bio-Richtlinie vor und will die Branche zu einer Neuausrichtung zwingen.

Mehr Kontrollen sollen künftig dafür sorgen, dass in Europa Bioprodukte wirklich ökologisch angebaut werden und dies auch für Importe gilt. Weiterverarbeitung und Vertrieb sollen ebenfalls einer strengen Aufsicht unterliegen: »Wir brauchen Kontrollen genau dort, wo das größte Risiko besteht«, sagte Ciolos.

Die Vorgaben sollen strenger werden. So will die EU-Kommission die erlaubten Ausnahmen - etwa den Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut - stark verringern. Auch die Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide oder gentechnisch veränderte Produkte sollen strenger werden. Einheitliche Standards sollen Landwirten mehr Klarheit verschaffen.

Ciolos informierte die Minister am Montag über die Reform der EU-Bio-Richtlinie, die er erst am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellen will. Das Vorhaben benötigt noch die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten. Die Ökobranche fürchtet, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen werden.

Laut EU-Kommission hat sich der Markt für ökologische Erzeugnisse in den letzten zehn Jahren vervierfacht, die landwirtschaftlichen Flächen aber nur verdoppelt. Die bisherigen Regeln würden dem raschen Wachstum nicht gerecht und müssten angepasst werden, heißt es.

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) plädierte in Brüssel für eine Reform »mit Augenmaß«. »Da gilt, dass wir den Biobauern nicht durch eine überbordende bürokratische Regelung die Lust an der Ökoproduktion vergällen wollen«, sagte Schmidt. Nicht alles, was aus Brüssel komme, nutze dem Verbraucher.

Im Bio-Sektor hatten sich zuletzt die Betrugsfälle gehäuft, was dem Ruf der gesamten Branche schadet. So wurden etwa in Mecklenburg-Vorpommern jüngst von einigen Legehennenbetrieben die Haltungsvorschriften bei der Produktion von Bioeiern verletzt. Juristische Konsequenzen hatte dies aber nicht. Am Montag stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen dazu ein. Verbraucherschützer fordern, dass Kunden sich auf Biowaren verlassen können müssen, weil diese deutlich teurer sind als andere Produkte. Der Europäische Rechnungshof hatte jüngst mangelhafte Kontrollen in der Branche kritisiert. dpa/nd

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