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Die Marburger Schule

LESEPROBE

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Existenz einer linken sozialwissenschaftlichen Marburger Schule, die vor allem während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine über die Grenzen der universitären Provinzstadt Marburg an der Lahn weit hinausgehende Wirkung entfaltete, ist fast in Vergessenheit geraten. Sie ist, wenn man so will, einer diskursgeschichtlichen Amnesie zum Opfer gefallen. Dem möchte das vorliegende kleine Buch abhelfen. Es möchte beschreiben, dass die Marburger Schule dazu beigetragen hat, Kapitalismus- und Gesellschaftskritik auch während einer Periode in (West-)Deutschland lebendig zu halten, als das eher Empörung, Verachtung und Ablehnung auslöste als Reputation und Anerkennung einbrachte...

Die auch heute noch gelegentlich verbreitete Legende, dass die Marburger Schule sich durch intellektuelle Orthodoxie und ideologischen Instrumentalismus wissenschaftlich disqualifiziert habe, wird, wie dieser Beitrag zeigen will, durch die tatsächlichen Leistungen ihrer Akteure widerlegt. Ihre späteren Arbeiten stehen denen der vorangegangenen Perioden qualitativ in nichts nach. Dass Abendroth und Hofmann eine so außergewöhnliche Wirkung entfalten konnten, lässt sich aus den besonderen Umständen erklären, die ihr ´Leben, ihr intellektuelles Engagement und ihre wissenschaftlichen Aktivitäten bestimmten. Dabei bildeten die Jahre zwischen 1965 und 1972 zweifellos einen Höhepunkt, in dem gesellschaftlich-politische Protest- und Reformbewegungen, die »Renaissance« des Marxismus im wissenschaftlichen Diskurs und die sich aus den Synergieeffekten einer »epistemischen Gemeinschaft« ergebende Produktivität der Marburger Schule kumulierten.

Aus Lothar Peter »Marx an die Uni. Die Marburger Schule - Geschichte, Probleme, Akteure« (PapyRossa, 221 S., br., 14,90 €).

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