Der ungestillte Rohstoffhunger

Dieter Eich und Ralf Leonhard liefern mit ihrem Buch einen Kurztrip durch die Welt der endlichen Ressourcen

  • Tobias Lambert
  • Lesedauer: 3 Min.
Dieter Eich und Ralf Leonhard geben einen Überblick über die Dimensionen der Rohstoffpolitik. Das Thema gewinnt zunehmend an Brisanz.

Ressourcen sind endlich. Deswegen wird in immer entlegeneren Regionen nach Öl gebohrt oder Gold geschürft. Hochsensible Ökosysteme wie Urwälder oder der Meeresboden sind dabei trotz kaum kalkulierbarer Risiken für Menschen und Umwelt längst kein Tabu mehr. Dass der weltweite Rohstoffverbrauch zu hoch ist und ein »weiter so« selbst kurzfristig kaum noch möglich erscheint, dürfte mittlerweile weitgehend bekannt sein.

Die Hauptverbraucher finden sich nach wie vor überwiegend im globalen Norden, während ein Großteil der Ressourcen wie Metalle und Erze, Kohle oder Erdöl aus ärmeren Ländern stammt. Die negativen Folgen fallen vor allem im globalen Süden an: Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen, Umweltschäden oder bewaffnete Konflikte sind im Umfeld der Rohstoffförderung keine Seltenheit und drohen sich durch die zunehmende Knappheit einzelner Ressourcen zu verschärfen. Auch wirtschaftlich profitieren meist nur kleine Eliten von den Rohstoffeinnahmen.

Der Diplom-Ingenieur und Soziologe Dieter Eich und der Journalist Ralf Leonhard geben in ihrem Buch »Umkämpfte Rohstoffe« einen Überblick über die Dimensionen der Rohstoffpolitik in Zeiten knapper werdender Ressourcen. Sie stellen die wichtigsten Rohstoffe, Förderländer und Konzerne vor und problematisieren die Tendenz, Rohstoffe durch immer extremere Methoden zu gewinnen. Auch das schwer zu durchdringende Dickicht der Finanzmarktinstrumente, mit denen AnlegerInnen in Rohstoffe investieren, beleuchten die Autoren auf verständliche Art und Weise. So ergibt sich ein informativer, wenn auch über weite Strecken recht trockener Überblick über das Thema Rohstoffe. Aufgrund des knappen Platzes können viele spannende Themen leider nur kurz angeschnitten werden. Manchmal springen die Autoren etwas unvermittelt von einem Abschnitt zum anderen, insgesamt ist das Buch aber vor allem für EinsteigerInnen in das Thema hilfreich. Wenig überraschend resümieren Eich und Leonhard, dass der Ressourcenverbrauch »die Belastungsgrenze des Planeten erreicht« hat. Zum Schluss stellen sie Lösungsansätze vor, die in der Politik diskutiert werden, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Wer einfach umzusetzende Konzepte erwartet, wird allerdings zwangsläufig enttäuscht. Vielmehr offenbart sich die enorme Diskrepanz zwischen verbreiteten Erkenntnissen darüber, das der derzeitige Rohstoffhunger nicht ewig gestillt werden kann und den schwachen internationalen Regulierungsversuchen.

Als Fazit bleibt die so richtige wie schwammige Aussage, dass es »einen veränderten Typ von Gesellschaft« erfordere, »deren Konstruktion allerdings noch unklar ist«. Ein neuer Lebensstil sei nötig, der weniger auf Konsum setze. Dass dies ohne externen Schock erreicht werden könnte, glauben die Autoren nicht. So wie Fukushima die Atomdebatte verändert habe, bedürfe es wohl »eines vergleichbaren Großereignisses, um auch in der Rohstofffrage zu neuen Mehrheiten zu gelangen«. Der dafür nötige öffentliche Diskussionsprozess müsste allerdings bereits jetzt stattfinden. Leonhard und Eich liefern mit ihrem knappen Überblick eine Grundlage, um sich vertiefend mit dem Thema Rohstoffe zu beschäftigen.

Dieter Eich, Ralf Leonhard: Umkämpfte Rohstoffe. Märkte. Opfer. Profiteure, Ch.Links Verlag, Berlin 2013, 208 Seiten, 16,90 Euro.

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