Schäuble: Wollen es Russland nicht schwer machen
Finanzminister wirbt für Lösung des Ukraine-Konflikts zusammen mit Moskau / Putin droht mit Drosselung der Gaslieferungen
Washington. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich im Ukraine-Konflikt für eine partnerschaftliche Lösung zusammen mit Russland ausgesprochen. »Wir sind uns einig, dass wir gemeinsam dieses Problem lösen müssen«, sagte Schäuble am Freitag in Washington nach einem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer. Das Interesse aller an einer kooperativen Lösung überwiege: »Wir laden Russland wieder und wieder ein und wollen es Russland nicht schwer machen.« Es bestehe kein Interesse daran, dass sich die Risiken für Russland erhöhen. Es dürfe keine Eskalation geben. Im Streit um Zahlungsrückstände der Ukraine und die von Moskau geforderten höheren Gaspreise müsse es eine Lösung geben.
Vor der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) waren zunächst die Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Länder USA, Japan, Deutschland, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien zu Beratungen über die Ukraine-Krise zusammengekommen. Nach der G7-Ministerrunde berieten die Ressortchefs der erweiterten G20-Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte. Zur G20 gehört auch Russland. Schäuble hatte sich mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow zu bilateralen Gesprächen getroffen. Am Rande der IWF-Tagung wollte er auch den ukrainischen Ressortchef sprechen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor der Ukraine mit einer Drosselung der Gaslieferungen gedroht und dies dem Westen mitgeteilt. Hintergrund ist, dass die Regierung in Kiew Schulden gegenüber dem staatlich kontrollierten Gazprom-Konzern hat. Zugleich erhöhte Moskau die Lieferpreise deutlich. Schäuble zufolge ist es unbestritten, dass die Ukraine Rückstände habe. Und Russland gewähre seit April bestimmte Rabatte nicht mehr. Zu Putins Ankündigung sagte er: »Wir werden schnell darauf reagieren.« Der IWF hatte die Wachstumsaussichten für Russland bereits gesenkt, auch in Folge der Krim-Annexion.
Schäuble bekräftigte, bei einem Hilfspaket für die hoch verschuldete Ukraine und der wirtschaftlichen Stabilisierung des Landes komme dem IWF eine zentrale Rolle zu. Im Gespräch ist ein Hilfsprogramm zwischen 14 und 18 Milliarden Dollar - gebunden an strenge Reformauflagen. Die Übergangsregierung in Kiew hofft auf eine rasche Bewilligung noch vor den Wahlen Ende Mai. Schäuble betonte: »Die Ukraine ist ein nicht einfacher Staat.« dpa/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!