Ungarn: Jüdische Vereine gründen Stiftung für Holocaust-Gedenken
Protest gegen »Entstellungen in der Erinnerungspolitik« durch die Orban-Regierung
Budapest. Die maßgebenden jüdischen Vereine in Ungarn haben eine eigene Stiftung ins Leben gerufen, um das Gedenken an den ungarischen Holocaust zu ermöglichen. »Die Entstellungen in der Erinnerungspolitik der gegenwärtigen Regierung haben uns zu diesem Schritt bewogen«, erklärte der Vorsitzende des Verbands der jüdischen Glaubensgemeinschaften in Ungarn (Mazsihisz), Andras Heisler. Die Stiftung Memento 70 soll Geld sammeln, damit verschiedene Vereine, Kultureinrichtungen und Initiativen Projekte und Veranstaltungen zum Holocaust-Jahr organisieren können.
Die beteiligten Vereine verzichten ausdrücklich auf Förderungen aus einem Fonds im Umfang von 1,8 Milliarden Forint (5,8 Millionen Euro), den die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban für das Holocaust-Gedenkjahr zur Verfügung gestellt hat. Der Verzicht ist eine Folge des Boykotts der offiziellen Gedenkveranstaltungen, zu dem sich die jüdischen Vereine im Februar entschlossen hatten.
Die Vereine kritisieren die Erinnerungspolitik der Regierung Orban. So wird derzeit im Zentrum von Budapest ein Denkmal gebaut, das an die deutsche Besetzung im Jahr 1944 erinnern und die Verantwortung Ungarns für den Holocaust verschleiern soll. Im Frühjahr 1944 waren fast 600 000 ungarische Juden nach Auschwitz deportiert worden. dpa/nd
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