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Übernahmefieber in der Pharmabranche steigt

Kaufangebot für den kalifornischen Botox-Hersteller Allergan ist nur jüngstes Beispiel einer anhaltenden Fusionswelle

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Die globale Pharmabranche ist im Übernahmefieber. Nach dem Spartentausch von Novartis und GlaxoSmithKline muss sich der Botox-Hersteller Allergan gegen eine feindliche Übernahme verteidigen.

Die Verantwortlichen beim Botox-Hersteller Allergan haben Sorgenfalten bekommen. Denn der umtriebige Investor William Ackman hat sich mit dem Pharmahersteller Valeant zusammengetan, um Allergan in einer feindlichen Übernahme in die Hand zu bekommen. Ackman gilt als einer der aggressivsten Investoren an der Wall Street. Er gab am Dienstag bekannt, dass er in den vergangenen beiden Monaten rund zehn Prozent der Anteile des südkalifornischen Pharmaherstellers Allergan zusammenbekommen habe. Sie stellen einen Wert von rund vier Milliarden Dollar (2,89 Milliarden Euro) dar.

Jetzt geht Ackman mit der kanadischen Firma Valeant zusammen. Sie haben Allergan ein Kaufangebot von 45,6 Milliarden Dollar vorgelegt. Die Partnerschaft Ackman-Valeant erstaunte an der Wall Street. Direkte Kaufangebote ist man von Ackman nicht gewohnt. Normalerweise kauft der Investor Anteile einer Firma und steuert das Unternehmen über einen Sitz im Verwaltungsrat so, dass er möglichst viel Gewinn macht.

Der Übernahmeversuch von Valeant und Ackman bei Allergan war Gesprächsthema auch bei einem Investorentreffen in New York am Dienstag. Händler erklärten, sie seien nicht überrascht, dass Valeant wachsen wolle. Der Pharmakonzern hatte schon im vergangen Jahr die auf den Augensektor spezialisierte Firma Bausch & Lomb für 8,7 Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro) gekauft. Auch hatte Valeant Allergan zunächst angeboten, über einen Verkauf zu verhandeln. Das sei aber abgelehnt worden, erklärte Valeant. Deshalb habe man den Weg der feindlichen Übernahme eingeschlagen. »Wir hätten vorgezogen, über diese Transaktion vertrauensvoll zu verhandeln«, hieß es in einer Erklärung von Valeant. Aber weil Allergan 18 Monate lang nicht bereit gewesen sei, sich Valleants Angeboten zu öffnen, habe man sich entschlossen, den Aktionären von Allergan direkt ein Angebot zu machen.

Der Fall steht nicht allein. Die Pharmaindustrie erlebt derzeit eine regelrechte Kauf- und Fusionswelle. Die Konzerne suchen nach Wegen, effizienter zu werden. Denn die Medikamente werden billiger, die Krankenkassen drücken ihre Kosten, aber Forschung und Entwicklung bleiben teuer, und die Aktionäre verlangen Wachstum. Am Dienstag hatten auch die Basler Novartis und die britische GlaxoSmithKline einen Tausch einzelner Sparten bekannt gegeben. Auch GlaxoSmithKline-Chef Andrew Witty begründete das Geschäft mit dem Zwang zur Größe.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters vollzogen Pharmaunternehmen im letzten Jahr Firmenkäufe und Fusionen mit einem Volumen von 100 Milliarden Dollar. Nur in der Technologiebranche geht es derzeit ähnlich heiß her, wo die Giganten Google, Apple und Facebook ständig kleinere innovative Firmen aufkaufen. Die Welle könnte weiter gehen. Berichte vom Wochenende besagen, dass der amerikanische Pharmakonzern Pfizer dem schwedischen Unternehmen Astra-Zeneca ein Kaufangebot von 100 Milliarden Dollar vorgelegt habe. Astra Zeneca soll abgelehnt haben. Aber Investoren vom Typ Ackman werden dort darauf drängen, dass solche Mega-Offerten ernst genommen werden.

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