Nur die halbe Rechnung

Wolfgang Hübner über die Kosten der deutschen Einheit

Wie teuer ist die deutsche Einheit - diese Frage wird regelmäßig hinterhergerechnet. Das jüngste Ergebnis: zwei Billionen Euro. So viel floss einer Untersuchung zufolge in den letzten fast 25 Jahren an Wirtschaftsförderung, Länderfinanzausgleich, EU-Subventionen, so genannten Sozialtransfers usw. von West nach Ost. Das hört sich gigantisch an.

Aber es ist nur die halbe Rechnung, die halbe Wahrheit. Zur ganzen Wahrheit würde gehören, dass der Wirtschaft West mit der Einheit ein ganzes Land als Absatzmarkt in den Schoß fiel. Dass sie unverhoffte Extraprofite erzielte, die kaum je zur Finanzierung der Einheit herangezogen wurden. Dass die Politik tatkräftig half, den Markt von unliebsamer Konkurrenz zu bereinigen und Firmen und Immobilien zum Spottpreis verschleuderte. Dass ein erheblicher Teil der Wirtschaftsförderung den Osten nur erreicht hat, um dort in einem zunehmend deregulierten Durchlauferhitzer Gewinn zu erzeugen, der zurück in den Westen ging. Dies alles eingerechnet, würde das Ergebnis wohl etwas anders ausfallen.

Übrigens unterlief der Nachrichtenagentur dpa in der Meldung über die Kosten der Einheit ein interessanter Fehler: Statt Solidarpakt heißt es dort Solidarpark. So stellt sich das mancher offenbar bis heute vor - der Osten als teurer und wenig nützlicher, aber dennoch netter Vorgarten.

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