Neue Opfer am Rande des Bürgerkrieges

Versorgungslage in der Ostukraine angespannt

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die wirklichen Konfliktparteien trafen sich in Kiew am Runden Tisch nicht - dies aber bei bewaffneten Zusammenstößen im Osten der Ukraine. Dabei gab es Mittwoch erneut Opfer unter den Soldaten der Zentralmacht und den Kämpfern der prorussischen Milizen. »Wenn Ukrainer sich gegenseitig töten, dann befinden wir uns so nahe wie nur irgend möglich an einem Bürgerkrieg«, charakterisierte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Lage.

Bei neuen Kämpfen im Donbass nahe der Stadt Slawjansk hatte es in der Nacht zu Mittwoch mindestens acht weitere Tote gegeben. Am Abend wurden dort Zugänge zur Stadt von der Nationalgarde abgeriegelt.

Die »Volkswehr« im Südosten der Ukraine sei aber bereit, dem Appell der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu folgen und die Waffen zu strecken, berichtete RIA/Novosti.

»Bedingung dafür ist aber der Abzug aller ukrainischen Truppen aus der Region«, hatte Denis Puschilin als einer der Wortführer der Separatisten am Vorabend erklärt. »Nach dem Abzug der Truppen durch Kiew werden wir keine Waffen mehr brauchen.«

Unter Hinweis auf die »komplizierte Lage« in der Region informierte der Chef des Rentenfonds im Donezker Gebiet, Oleg Tschaus, dass im Nordosten an rund 18 000 Pensionäre die Rente nicht rechtzeitig ausgezahlt worden sei, wie Nowosti Donbassa meldete. Betroffen seien vor allem das von der ukrainischen Armee belagerte Slawjansk und Mariupol. Die Stadt Donezk, hieß es, gerate in eine äußerst schwierige Versorgungslage, weil Lieferanten das Risiko der Kontrollpunkte an den Zufahrtswegen scheuen würden.

Darüber geht der Streit mit dem russischen Nachbarn über Rohstofflieferungen weiter. Die staatliche ukrainische Wasseragentur bestätigte, dass die Versorgung der Krim mit Wasser aus dem Nord-Krim-Kanal eingestellt sei. Sie erhob Forderungen in Höhe von 1,7 Millionen Griwna (rund 106 000 Euro) für Versorgungsleistungen im Jahr 2013.

Der russische Energiekonzern Gazprom seinerseits fordert unter Hinweis auf angehäufte Milliardenschulden vom ukrainischen Unternehmen Naftogas Ukrainy, 1,6 Milliarden US-Dollar für 3,4 Milliarden Kubikmeter Gas im Voraus zu zahlen, die im Juni geliefert werden sollen.

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