Werbung

Linkspartei verliert unter Gewerkschaftern

Minus sechs Prozent im Osten - aber immer noch vor der SPD / Sozialdemokraten gewinnen drei Prozent im DGB-Lager dazu / Grüne auch schwächer als 2009

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach der Wahl trudeln immer neue Auswertungen ein. Diese dürfte die Linkspartei besonders interessieren: Sie verlor bei den Europawahlen unter den Gewerkschaftsmitgliedern vor allem im Osten deutlich. Über die Gründe müsste noch genauer nachgedacht werden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Strömung »Sozialistische Linke« in einer Auswertung des Berliner Parteitags der Linken gewarnt, es dürfe nicht der Fehler gemacht werden zu glauben, dass die »Glaubwürdigkeit und Verankerung« der Linken »in den Organisationen der Beschäftigten selbstverständlich sind«.

Die SPD hatte auch bei der Europawahl 2014 im Lager der gewerkschaftlich Organisierten die Nase vorn. Wie das DGB-Magazin »Einblick« vorrechnet, bekamen die Sozialdemokraten bei den Gewerkschaftsmitgliedern 36,9 Prozent - das sind drei Prozent mehr als bei der Wahl 2009. Allerdings lag der Zugewinn der SPD insgesamt bei allen Wählern mit 6,5 Prozent klar höher. Bei den jüngeren Gewerkschaftsmitgliedern ergibt sich ein anderes Bild: die unter 30-Jährigen Gewerkschafter kreuzten bei der Europawahl vor allem die Union an, die in dieser Altersgruppe mit 32,4 Prozent vorn liegt. Bei den über 60-jährigen Gewerkschaftsmitgliedern hingegen kann die SPD die Hälfte der Stimmen gewinnen. Auch die Grünen haben unter den Gewerkschaftsmitgliedern Zustimmung eingebüßt.

»Groß sind nach wie vor die Unterschiede im Wahlverhalten der Gewerkschaftsmitglieder zwischen Ost- und Westdeutschland«, heißt es beim »einblick«. In den neuen Ländern liegt die Linkspartei bei den Gewerkschaftsmitgliedern mit 25,1 Prozent zwar noch vor der SPD (24,5 Prozent). Bei den Europawahlen 2009 hatte der Abstand zwischen Linken und Sozialdemokraten im Osten allerdings noch elf Prozent betragen. Die Linkspartei verliert demnach in den neuen Ländern im Lager der Gewerkschaftsmitglieder deutlich um sechs Prozent.

Auch bundesweit büßte die Linkspartei bei den DGB-Wählern ein, 2009 hatte sie hier noch elf Prozent gewonnen, am vergangenen Sonntag waren es nur noch 9,7 Prozent (insgesamt 7,4 Prozent). Unterdurchschnittlich schneidet die Linkspartei vor allem bei den jüngeren (unter 30 Jahre) und älteren (über 60 Jahre) Gewerkschaftsmitgliedern ab. Besser steht sie hingegen bei den mittleren Jahrgängen da: von den 30- bis 44-Jährigen wählten 9,8 Prozent die Linke, von den 45- bis 59-Jährigen stimmen sogar 10,6 Prozent für die Partei. Die Zahlen basieren auf einer Nachwahlbefragung der Forschungsgruppe Wahlen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal