Theater-Plan provoziert Widerstand

Berater empfehlen Abbau von 100 Stellen im Osten Mecklenburg-Vorpommerns

  • Lesedauer: 3 Min.
Was Schwerin und Rostock verweigern, soll im Osten des Landes passieren. Ein Gutachten schlägt die Fusion der Bühnen vor, um Kosten zu sparen. Vor Ort löst der Vorschlag wenig Begeisterung aus.

Neubrandenburg/Stralsund. Das neue Gutachten zur künftigen Struktur der Theater und Orchester stößt im Osten Mecklenburgs und in Vorpommern auf wenig Gegenliebe, soll aber weiter diskutiert werden. Berater der SPD/CDU-Landesregierung hatten am Dienstag ein Zusammengehen der beiden großen Einrichtungen - das sind das Theater Vorpommern in Stralsund und Greifwald und die Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz - sowie den Abbau von rund 100 Stellen empfohlen.

Der Landrat des Kreises Mecklenburgische Seenplatte, Heiko Kärger (CDU), und die Aufsichtsratsvorsitzende der Theater- und Orchester GmbH (TOG) Neubrandenburg/Neustrelitz, Diana Kuhk, reagierten am Mittwoch enttäuscht auf die Sparpläne. »Das ist schweres Brot, die Einschnitte für Neustrelitz und die TOG wären erheblich«, sagte Kärger als Gesellschafter der GmbH. Dies müsse im politischen Raum diskutiert werden, Veränderungen seien aber noch möglich. »Das steht im Widerspruch zu allem, was wir uns vorgestellt haben«, erklärte Kuhk.

Zur Besonnenheit mahnte dagegen Neubrandenburgs Oberbürgermeister Paul Krüger (CDU). Bei Neustrelitz müsse zwar die lange Tradition berücksichtigt werden, aber mit 74 würden etwa so viele Stellen wie in Neubrandenburg bleiben. Generell müsse diskutiert werden, ob künftig mehr Fördermittel des Landes nach Vorpommern gehen. »Dies ist ein Entwurf, der noch viele Fragen offen lasse, beispielsweise ob sich das Land beteiligt.« Mit geplanten 60 Stellen wäre die Philharmonie in Neubrandenburg an »der absolut untersten Grenze«.

Die Landtagsfraktion der LINKEN lehnte die vorgeschlagene Fusion ganz ab. Die geplante Bildung eines Theater-Kombinats und Konzentration der unterschiedlichen Sparten würden die Probleme nicht lösen, erklärte der kulturpolitische Sprecher Torsten Koplin. Die sich abzeichnende Degradierung der Standorte sei Augenwischerei und »in Wahrheit ein Tod auf Raten«.

Bei der Fusion, welche die Berater der Landesregierung vorschlagen, würden für die Theatergesellschaften nur je zwei von bisher vier Sparten übrig bleiben. In Stralsund soll die Oper, in Greifswald Schauspiel/Ballett bleiben. Neubrandenburg behielte das Konzertorchester, das mit dem Stralsunder Opernorchester fusionieren soll. Das Theater Neustrelitz würde Produktionsstandort für Musical und Operette werden. Die Vorpommersche Landesbühne Anklam, die auch Standorte auf Usedom betreibt, soll ein kommunales Schauspieltheater ohne Landeszuschüsse werden. Dessen Intendant, Wolfgang Bordel, ist derzeit auch Schauspieldirektor in Neubrandenburg/Neustrelitz.

Der Intendant des Theaters Vorpommern, Dirk Löschner, wollte sich zu dem Strukturvorschlag noch nicht äußern. Er sei zu dem Treffen in Schwerin nicht eingeladen worden und wolle das Gutachten zunächst in Ruhe studieren, bevor er sich dazu äußere, sagte Löschner.

»Mit den Modellen haben wir eine substanzielle Grundlage für die weitere Diskussion«, hatte Kulturminister Mathias Brodkorb (SPD) erklärt. Er hoffe, dass sich die Träger der Theater und Orchester »weiter konstruktiv am Diskussionsprozess beteiligen«. So könnten Vorschläge entwickelt werden für ein Konzept, das von allen getragen wird.

Im Westen des Landes sind die politischen Entscheidungen zur Theaterreform im Grundsatz abgeschlossen, wie Brodkorb sagte. »Es gibt aber noch ein großes Arbeitspaket.« Dazu gehörten die Umsetzung des Personalkonzepts und die Eingliederung des Landestheaters Parchim in das Schweriner Theater. Das Volkstheater Rostock verweigert sich einer Fusion mit dem Schweriner Theater. dpa/nd

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