Fehlplanung

TV-Kurzkritik

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Man sollte es den TV-Sendern nicht verübeln, dass sie in diesen Wochen Quote Quote sein lassen und Wiederholungen zeigen, wenn auf den anderen Kanälen das Geschehen von der Fußball-WM dominiert wird. Es ist also in Ordnung, wenn zeitgleich zur Live-Übertragung der Spiele aus Brasilien im Zweiten die ARD einen »Tatort«-Krimi zeigt. Was man der ARD allerdings verübeln muss, ist, dass sie sich nicht für die schlechtesten Ausgaben der Krimi-Serie, etwa die mit Simone Thomalla als Leipziger Kommissarin, entschieden hat, sondern für eine Perle: »Das goldene Band« mit Maria Furtwängler als Kommissarin Lindholm aus dem Jahr 2012. Die Folge setzte den ersten Teil (»Wegwerfmädchen«) fort, der am 15. Juni gezeigt wurde, ebenfalls zeitgleich zu einem Fußball-Spiel. Die »Tatort«-Macher zeigten in der Doppelfolge einmal mehr ihr Gespür für brisante Themen. Junge Osteuropäerinnen werden nach Deutschland verschleppt, dort in die Prostitution gezwungen und im wörtlichen Sinne auf einer Müllhalde entsorgt. Das ist so ungeheuerlich, wie die Charaktere (omnipotente Unternehmenslenker, Mafia-Rocker und korrupte Politiker) näher an der Wirklichkeit sind als jede Scripted-Reality-Doku auf RTL 2. Als Konkurrenz zur Fußball-WM aber war das eine Programmfehlplanung.

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