Raketen auf Tel Aviv, Luftangriffe auf Gaza

Mindestens 25 Tote und 130 Verletzte Palästinenser bei Militäroffensive Israels / Hamas und Islamischer Dschihad setzen Beschuss fort - Raketen auch auf Jerusalem

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Radikale Palästinenser haben am Mittwochmorgen mindestens fünf Raketen auf die israelische Großstadt Tel Aviv und ihre Vororte abgefeuert. Wie das Armeeradio berichtete, wurden alle Geschosse in der Luft von Abfangraketen zerstört. In der Stadt wurde erneut Luftalarm ausgelöst. Wie eine Armeesprecherin der Nachrichtenagentur AFP sagte, schlugen am frühen Morgen zudem vier Raketen im Süden Israels ein. Schäden oder Verletzte gab es allerdings nicht. Am Dienstagabend waren auch in der Hauptstadt Jerusalem Geschosse eingeschlagen.

Bei der Militäroffensive im Gazastreifen, mti der Israel auf den Raketenbeschuss reagiert, sind am ersten Tag nach palästinensischen Angaben mindestens 25 Menschen getötet worden, unter ihnen auch Kinder. Etwa 130 seien verletzt worden, berichteten Sanitäter und Sicherheitsleute in der Nacht zum Mittwoch. Die radikalen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad setzten unterdessen ihren Raketenbeschuss Israels fort. Die Angriffe wurden sogar auf die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem ausgeweitet. Militante Palästinenser im Gazastreifen hätten seit Anfang der Woche 225 Raketen auf Israel abgefeuert. Davon habe die Raketenabwehr rund 40 abgefangen. In der Küstenstadt Chadera nördlich von Tel Aviv sei eine Rakete eingeschlagen, sagte die Sprecherin. Die Stadt liegt 117 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Dies sei der Raketenangriff mit der bisher größten Reichweite gewesen, sagte die Sprecherin.

Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Shomin Stein, warnte vor Militäroperationen am Boden. Den Gazastreifen zu besetzen, wäre ein fataler Fehler mit unvorhersehbaren Folgen, sagte er am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk. Als Vermittler zwischen Israel und der Hamas brachte Stein Ägypten ins Gespräch.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kündigte als Reaktion auf den eskalierten Nahost-Konflikt für Mittwoch ein Krisentreffen seiner Regierung an. Das berichtete der israelische Rundfunk. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe Abbas am Telefon zugesichert, sein Land werde sich für einen Waffenstillstand zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas einsetzen, hieß es weiter. Die Arabische Liga forderte den UN-Sicherheitsrat in New York auf, eine Dringlichkeitssitzung wegen der Lage in Nahen Osten abzuhalten, schrieben die israelische Zeitung »Haaretz« und die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Dienstag.

Auslöser der jüngsten Runde der Gewalt waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern am 12. Juni sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen in der vergangenen Woche. Israel ist seit der Entführung massiv gegen die Infrastruktur der Hamas im Westjordanland vorgegangen und hat Hunderte Mitglieder der Organisation festgenommen.

Die EU reagierte beunruhigt auf die eskalierende Gewalt in Nahost. »Wir verfolgen die sich rasch verschlechternde Lage im Süden Israels und im Gazastreifen mit schwerer Besorgnis«, erklärte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten am Dienstagabend in einer in Brüssel veröffentlichten Mitteilung. »Die EU verurteilt das willkürliche Feuer auf Israel durch militante Gruppen im Gazastreifen scharf.« Doch auch die wachsende Anzahl ziviler Opfer, insbesondere Kinder, durch israelisches Gegenfeuer verurteile die EU. Alle Seiten müssten »äußerste Zurückhaltung« walten lassen und alles an eine sofortige Waffenruhe setzen. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal