Milliardenbuße für Citigroup

Vergleich: Drittgrößte US-Bank zahlt an US-Justiz und geschädigte Kunden

  • John Dyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Citigroup hat sich mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich geeinigt. Sie zahlt sieben Milliarden Dollar an Behörden und ehemalige Kunden, denen sie riskante Wertpapiere aufgeschwatzt hatte.

Boston. Die Citigroup leistet für fragwürdige Hypothekengeschäfte eine sieben Milliarden Dollar (5,14 Milliarden Euro) schwere Abbitte. Wie die US-Großbank am Montag in New York mitteilte, zahlt sie 4,5 Milliarden Dollar an US-Behörden und gewährt zudem Finanzierungshilfen und -erleichterungen für Hausbauer im Wert von 2,5 Milliarden Dollar.

Der Vergleich verhagelt der Citi- group das zweite Quartal. In dem Zeitraum verbucht die Bank eine Vorsteuerbelastung von 3,8 Milliarden Dollar. Mit dem Vergleich hätten sich alle anhängigen zivilrechtlichen Hypothekenermittlungen erledigt, erklärte Bankchef Michael Corbat. Jetzt könne man sich »auf die Zukunft fokussieren«. Die US-Justiz hatte mehreren Banken vorgeworfen, ihren Kunden beim Verkauf von Hypothekenpapieren die wahren Risiken verschwiegen zu haben. Solche Papiere hatten die Finanzkrise von 2008 maßgeblich mit ausgelöst. Branchenführer JP Morgan Chase hatte sich im November mit der Justiz auf eine Zahlung von 13 Milliarden Dollar geeinigt. Bei der Bank of America wird über einen Vergleich in Höhe von 12 Milliarden Dollar spekuliert.

Nach Angaben des »Wall Street Journals« hatte die nach Einlagenhöhe drittgrößte US-Bank der Justiz zur Vermeidung eines Gerichtsverfahrens freiwillig vier Milliarden Dollar an Geldbuße angeboten. Doch die staatlichen Verhandler verlangten zehn Milliarden. Die Bankmanager kamen den Behörden entgegen, um ein mit hohen Kosten und Prestigeverlust verbundenes Gerichtsverfahren abzuwenden. Das Institut hatte vorsorglich Rückstellungen von vier Milliarden wegen des Rechtsstreits gebildet.

Nach Ansicht des Chefs der Beratungsfirma Stewart Capital, Mal Polley, hat Citigroup wohl angesichts der hohen Buße für BNP Paribas eingelenkt. Diese zahlte kürzlich 8,9 Milliarden Dollar wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen gegen Länder wie Iran, Sudan und Kuba. In den Verhandlungen der US-Justiz mit den Banken geht es um die Aufarbeitung illegalen oder gemeinschaftsschädlichen Verhaltens vor und in der Finanzkrise 2008. Dubiose Kreditgeschäfte hatten zu einer Immobilienblase geführt, zahllose Hypotheken wertlos gemacht und massenweise Zwangsversteigerungen nach sich gezogen.

Die US-Behörden bemühen sich seit Jahren, die Immobilienkrise aufzuarbeiten. 2013 hatten die beiden halbstaatlichen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac einen Vergleich mit 13 Banken über 9,3 Milliarden Dollar geschlossen. Nach Angaben der US-Notenbank Federal Reserve sind 3,1 Milliarden davon bereits an 3,4 Millionen Hausbesitzer gezahlt worden, das sind 83 Prozent der von dem Vergleich profitierenden Kunden.

Ebenfalls im vergangenen Jahr schloss die größte US-Bank, JP Morgan, einen Vergleich über 13 Milliarden Dollar als Buße dafür, dass sie toxische hypothekengesicherte Papiere im Wert von 450 Millionen verkauft hatte. JP Morgan hatte diese Geschäfte über die Investmentbank Bear Stearns und den Hypothekenfinanzierer Washington Mutual getätigt, die die Großbank damals auf Drängen der US-Regierung gekauft hatte, um sie vor dem Bankrott zu bewahren. Derzeit verhandelt die Justiz auch mit der zweitgrößten US-Bank, der Bank of America, wegen ähnlich gelagerter Vorwürfe.

US-Justizminister Eric Holder scheint sein Vorgehen gegen die Banken zu intensivieren. Er will offenbar dieses Kapitel abschließen, bevor er nach den Kongresswahlen im November sein Amt verlässt. Dabei hat er auch ausländische Banken im Visier: So hat die US-Justiz die Schweizer Credit Suisse nicht nur zu einer Geldbuße von 2,6 Milliarden Dollar gezwungen, sondern ihr auch das Eingeständnis abverlangt, dass sie US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen hat. Demnächst könnten die Commerz- und die Deutsche Bank folgen, beide wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen.

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