Scheinkorrelation

Simon Poelchau über die vermeintlichen Folgen der EU-Integration

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Für die Bertelsmann Stiftung ist alles glasklar: Mehr Integration in den Eu-Binnenmarkt bedeutet mehr Wirtschaftswachstum in den Mitgliedsländern. So lautet zumindest das Ergebnis einer aktuellen Studie.

In der Tat ist Deutschland einer der größten Profiteure des EU-Binnenmarktes. Nachdem hierzulande mit der Agenda 2010 ein riesiger Niedriglohnsektor geschaffen und das Lohnniveau nach unten gedrückt wurde, konnte man durch die marktwirtschaftliche Integration seine europäischen Nachbarn in Grund und Boden konkurrieren. Soweit ist das Ergebnis der Bertelsmann-Studie plausibel. Doch Griechenland als größten Verlierer hinzustellen, weil es zu wenig in den EU-Binnenmarkt integriert sei, ist gelinde gesagt problematisch. Schließlich wurde das Land durch die europäische Krisenpolitik in die Rezession gestoßen. Da kann man berechtigterweise die Frage aufwerfen, ob das, was die Studie zu beweisen vorgibt, nicht eher das ist, was die Statistiker normalerweise als Scheinkorrelation bezeichnen. Dieser Begriff bezeichnet Sachverhalte, bei denen es zwar einen statistischen Zusammenhang, aber keinen kausalen gibt.

Solche Fragen wurden bei der Stiftung wohl lieber ignoriert. Schließlich hätten diese womöglich ergeben, dass die wirtschaftliche Integration der EU durchaus ihre Schattenseite hat.

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