Wut im Sommerloch
Silvia Ottow über die Arztpraxen auf Zeit und zentrale Terminvergabestellen
Schon seit Jahren haben Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen Schwierigkeiten, Konsultationen bei bestimmten Fachärzten zu bekommen. So werden in einer Hautarztpraxis im Berliner Prenzlauer Berg beispielsweise überhaupt keine neuen Patienten mehr angenommen, während es anderswo wenigstens gnädigerweise noch einen Termin in einem Dreivierteljahr zu ergattern gibt. Privatpatienten - wie jeder weiß, handelt es sich bei diesen um eine Minderheit - haben diese Probleme bekanntlich nicht. Man weiß nicht so recht, ob man dankbar sein soll, dass mal wieder darüber gesprochen wird, oder ob man lieber seiner Wut darüber freien Lauf lassen soll, wie dieses Thema von Sommerloch zu Sommerloch geschleppt wird, um es jedes Mal aufs Neue darin zu versenken und den Rest des Jahres seinen Geist nicht weiter damit zu quälen.
Es ist ja keineswegs neu: In einigen Gegenden wimmelt es nur so von Arztpraxen, und in anderen will kein Mediziner arbeiten. Der Überversorgung einen Riegel vorzuschieben, wäre schon einmal ein guter Anfang für die Herstellung von Versorgungssicherheit. Doch es ist nicht damit getan, dass sinnvolle Forderungen wie die nach einer Praxis auf Zeit oder einer zentralen Terminvergabe, die immer noch besser ist als gar kein Termin, in der Sommerhitze zerquatscht und dann wieder vergessen werden.
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