Auf der Flucht vor dem Terror
In Nordirak droht Minderheiten der Tod / US-Luftangriffe auf vorrückende IS-Miliz
Berlin. In Irak sind weiter Abertausende Menschen vor der Miliz »Islamischer Staat« (IS) auf der Flucht - und ihre Lage wird mit dem Vorrücken der Terroristen immer bedrohlicher. Die LINKE-Politikerin Ulla Jelpke berichtete nach Gesprächen mit Augenzeugen der Minderheit der Jesiden von Gräueltaten, »die man kaum beschreiben kann«: Hinrichtungen, Vergewaltigungen. Rund 50 000 Jesiden müssen bei weit über 40 Grad und von der Außenwelt abgeschnitten im Sindschar-Gebirge ausharren. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef starben Dutzende Kinder an den Folgen von Gewalt, Flucht und Wassermangel, laut kurdischen Quellen verdursteten sogar 300 Ältere und Kinder in den Bergen. Kämpfer aus allen Teilen Kurdistans, so Jelpke weiter, trügen »derzeit die Hauptlast bei der Abwehr der Dschihadisten und beim Schutz jesidischer und christlicher Flüchtlinge«.
Am Freitag griff die US-Luftwaffe erstmals IS-Stellungen in Nordirak an, nachdem von dort aus die Kurdenhauptstadt Erbil mit Artillerie beschossen worden war, hieß es. Auch Hilfsgüter wurden abgeworfen. Während Jelpke die Luftangriffe als »in der jetzigen Situation nicht richtigen Weg« bezeichnete, äußerte der SPD-Chef Sigmar Gabriel Verständnis für ein militärisches Eingreifen der USA. Die Lage für die bedrohten Menschen sei »fürchterlich«, sagte der Wirtschaftsminister.
Gegen ihre Verfolgung durch die IS-Terrormiliz wollen an diesem Samstag in Bielefeld Jesiden demonstrieren. Bis zu 10 000 Teilnehmer werden erwartet, darunter auch Kurden, Aleviten und Christen, die ebenfalls in Irak Verfolgung durch die IS erleiden müssen. Man gehe von einem friedlichen Verlauf aus, hieß es bei der Polizei. Zuletzt war es in Herford und Berlin zu Auseinandersetzungen zwischen Jesiden und radikalen Muslimen gekommen. nd/mit Agenturen
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.