Ebola trifft die schwachen Staaten
Martin Ling über politisches Versagen in der Virusbekämpfung
Die Angst in Westafrika vor Ebola geht um: Selbst noch nicht betroffen, hat die Regierung von Côte d’Ivoire alle Flüge ihrer staatlichen Fluggesellschaft von und in die betroffenen Staaten gestrichen. Allen anderen Airlines sei es untersagt, Passagiere aus diesen Staaten in die Côte d’Ivoire zu fliegen, erklärte die Regierung am Montag.
Besser früh reagieren als zu spät, mag sich Staatschef Alassane Ouattara gedacht haben. Denn eines ist klar: Dass sich Ebola seit dem ersten Fall in Guinea im Dezember 2013 zu einer Epidemie entwickeln konnte, hat viel mit staatlichem Versagen zu tun: zu spät und zu inkonsequent wurde in den drei hauptbetroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia auf das Virus reagiert. Das lag nicht nur, aber ganz gewiss auch an mangelnden staatlichen Kapazitäten in diesen drei auch ohne Ebola krisengeschüttelten Ländern. Guinea ist eine repressive Militärdiktatur, die wenig Wert auf Gesundheitsversorgung legt und Sierra Leone und Liberia haben die Folgen der Bürgerkriege in den 90er und Nullerjahren noch nicht überwunden. Das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat und seine Vertreter ist dort gering ausgeprägt, denn als Freund und Helfer tritt er erfahrungsgemäß selten auf.
Die Ebola-Epidemie unterstreicht einmal mehr, dass es Staaten, die von Gewalt, Konflikten und unsicheren politischen Verhältnissen geprägt sind, an Widerstandskraft gegen Krisen fehlt – beste Voraussetzungen für Epidemien. In der Entwicklungszusammenarbeit ist dieses Problem seit geraumer Zeit bekannt. Doch die Versuche, die Spirale von Armut und Gewalt zu durchbrechen, sind nicht weit gediehen und werden nicht selten von der Handelspolitik konterkariert.
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