Tränengas und Blendgranaten in Ferguson
Erneut Proteste gegen Polizeigewalt und Auseinandersetzungen / Reporter: Vorgehen erinnere an Kriegstaktik / Zwei deutsche Journalisten festgenommen
St. Louis. Auch nach der Ankunft der Nationalgarde kommt die Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Dienstag kam es erneut zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Als einige von ihnen mit Glas- und Plastikflaschen warfen und versuchten, eine Straße zu blockieren, setzte die Polizei nach Angaben des US-Senders CNN Tränengas und Blendgranaten ein. Augenzeugen berichteten auch von Schüssen. Journalisten kommentierten, das Vorgehen der hochgerüsteten Polizei erinnere an Kriegstaktik.
US-Präsident Barack Obama sagte zum Vorgehen der Ordnungshüter: »Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei.« Er kündigte an, dass Justizminister Eric Holder Ferguson am Mittwoch besuchen werde, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Anwohner rief er dazu auf, friedlich zu bleiben. Das Justizministerium und das FBI ermitteln derzeit, wie es zum Tod Michael Browns kam.
Bei der Berichterstattung über die Proteste wurden zwei deutsche Journalisten vorübergehend von der Polizei festgenommen. Laut einem Bericht der Zeitung »Die Welt« wurden Ansgar Graw und Frank Herrmann am Montag in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Drei Stunden später wurden sie freigelassen. Hintergrund der Festnahme soll dem Bericht zufolge eine Aufforderung der Polizei gewesen sein, auf einer fast menschenleeren Straße nicht stehenzubleiben. Die beiden Deutschen versicherten, der Aufforderung gefolgt zu sein.
Missouris Gouverneur Jay Nixon hatte am Montag die Nationalgarde nach Ferguson gerufen, um der Polizei zu helfen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Danach war die Lage in der Stadt unweit der Metropole St. Louis als ruhig, aber sehr angespannt beschrieben worden. Demonstranten waren am Montagabend friedlich auf- und abgegangen. Die Polizei hatte vorgeschrieben, dass Demonstranten in Bewegung bleiben, ansonsten drohten Festnahmen wegen Zusammenrottung. Seit den tödlichen Schüssen auf den unbewaffneten schwarzen Teenager Michael Brown vor zehn Tagen ist es in Ferguson immer wieder zu Protesten und Unruhen gekommen. dpa/nd
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