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Ausgerechnet Albanien

Wettlauf um Waffenhilfe: Die deutsche Liste 1 steht

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor zwei Wochen habe er eine Arbeitsgruppe beauftragt, die Nachschublieferungen für die kurdischen Streitkräfte in Nordirak zu beschleunigen. Sieben weitere Nationen - Albanien, Kanada, Kroatien, Dänemark, Italien, Frankreich und Großbritannien - stellten benötigte Waffen und Ausrüstung zur Verfügung, erklärte der US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Dienstag. Um darauf hinzuweisen, dass in den kommenden Tagen Beiträge weiterer Nationen erwartet werden.

Ausgerechnet Albanien! Deutschland, der treueste Verbündete der USA in Europa, steht im Schatten des kleinen Balkanstaates. Das muss jene, die in Bundeswehr- und womöglich auch in Depots der Bundespolizei nach Material suchen, das den Peschmerga-Kämpfern nützlich sein könnte, anspornen.

Doch das allein genügt nicht. Es ergibt nur Sinn, Kriegsmaterial zu liefern, das in das Ausrüstungsprofil der kurdischen Kämpfer passt, ohne große Ausbildung leicht zu bedienen ist und zudem nicht übermäßig hilfreich sein kann, wenn nach dem möglichen Zurückdrängen der IS-Truppen zu einer neuen Runde Irak-Zerstücklung geläutet wird.

Bislang hat man folgende Bundeswehrmaterialien auf die Transportliste gesetzt: 4000 Gefechtshelme, ebenso viele Schutzwesten, die das Auswärtige Amt besorgt, rund 700 Funkgeräte vom Typ SEM 52 S, 680 Fernrohrgerätesätze Z 51, 20 ML-120-Metallsuchgeräte, 30 Minensonden, 40 Entschärfungswerkzeugkisten.

Wenn die Rede davon ist, dass die Kurden Toppmaterial benötigen, um gegen die mit modernen US-Waffen hochgerüsteten islamistischen Angreifer bestehen zu können, sorgen die Bundeswehrgeschenke für - gelinde gesagt - Nachdenklichkeit. Die Funkgeräte (Soldatenjargon: Ein-Kilo-Ziegelstein) sind bereits seit einem Jahrzehnt ausgemustert und Batterien nur teuer einzukaufen. Die Z 51-Nachtsichtgeräte kann man im Internet ersteigern. Doch kaum ein Förster würde dafür bieten. Die IOD- und IED-Werkzeugkoffer dienen der manuellen Kampfmittelbeseitigung. Es fragt sich, ob die kurdische Armee genügend Feuerwerker hat und ob die sich im Gefecht mit dem herkömmlichen Entschärfen von Granaten und Minen aufhalten wollen. Positiv an diesem Geschenk ist: Man kann es auch zur Reparatur kaputter Wasserleitungen einsetzen.

Kurzum, Deutschland will überzähliges militärisches Lagergerät loswerden. Es ist nicht unbrauchbar, doch wären Hilfsgüter für die Flüchtlinge als Ladung der Bundeswehrmaschinen um ein Vielfaches gescheiter. Unionsfraktionschef Volker Kauder, der gerade aus der Kurdenhauptstadt Erbil zurückgekehrt ist, verweist zurecht darauf, dass derzeit bis zu 1,4 Millionen Flüchtlinge in ein Gebiet geströmt sind, in dem üblicherweise fünf oder sechs Millionen Menschen wohnen. »Es kommt bald der Winter und da müssen zusätzliche Maßnahmen getroffen werden«, mahnt Kauder im Deutschlandfunk. Das sei »eine gigantische Herausforderung, die Deutschland allein nicht leisten kann«. Europa müsse helfen. 200 bis 300 Millionen Euro seien notwendig. Und doch will Kauder jetzt vor allem Waffen liefern. Am Wochenende beschließt die Bundesregierung, welche Waffen - vor allem panzerbrechende - man zum bisher gestapelten Gerät hinzuladen will.

Viel mehr hat Deutschland ohnehin nicht zu bieten. Was die Peschmerga-Einheiten wirklich an Nachschub brauchen können, stellt das kleine Albanien passgerecht bereit. In den Land lagern sowjetische und chinesische Waffen samt Munition für mehr als nur einen Krieg.

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