Der dritte Mann

Michael Müller will Nachfolger Klaus Wowereits werden.

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Als am Dienstagmittag Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) seinen Rücktritt angekündigt hatte, dauerte es nur eine knappe Stunde, bis SPD-Fraktionschef Raed Saleh seine Kandidatur für die Nachfolge anmeldete, und am Abend folgte Landesparteichef Jan Stöß. Als sich alle schon fast sicher waren, dass es auf einen Zweikampf hinausläuft, meldete am gestrigen Freitag auch der Mann, den man lange für Kronprinzen von Wowereit hielt, seine Ambitionen an: Michael Müller, derzeit Stadtentwicklungssenator.

Der 49-Jährige könnte der lachende Dritte im Rennen um den Chefposten im Roten Rathaus sein. Darauf deuten die ersten Reaktionen aus seiner Partei hin. Dabei hatten ihn viele schon abgeschrieben, nach dem ihm Stöß auf einem Landesparteitag vor zwei Jahren in einer Kampfkandidatur den Parteivorsitz entriss. Bis dahin galt als sicher, dass er Wowereit im Roten Rathaus beerben würde.

Er war Wowereits Vertrauter, ist mit ihm einen Großteil seines politischen Weges gemeinsam gegangen. Wowereit zog 1995 ins Abgeordnetenhaus ein, Müller folgte 1996. Dort war der gelernte Drucker, der bis 2004 noch im Betrieb seines Vaters arbeitete, wirtschaftspolitischer Sprecher, 2001 übernahm er von Wowereit, als dieser Regierungschef wurde, den Fraktionsvorsitz, 2004 dann den Landesvorsitz. Er war es, der Wowereit den Rücken freihielt und die rot-rote Koalition zusammen. Sicher kein Zufall, dass der Stern Wowereits zu sinken begann, als Müller den Parteivorsitz abgeben musste.

Den Fraktionsvorsitz hatte er schon 2011 aufgegeben, um im neuen rot-schwarzen Senat das Stadtentwicklungsressort zu übernehmen. Dort hat er einiges bewegt, kurbelte den Wohnungsbau an und versuchte, Mieten zu begrenzen. Beim Volksentscheid zum Tempelhofer Feld allerdings stimmten die Berliner gegen sein Projekt. Trotzdem geben ihm Insider jetzt gute Chancen, die SPD-Basis auf seine Seite zu ziehen. Hätte es den Mitgliederentscheid auch 2012 bei der Wahl des Parteichefs gegeben, hätte er ihn gewonnen, heißt es.

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