Unverdienter Spitzenverdienst

Andreas Fritsche über Chefgehälter in landeseigenen Unternehmen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Zu Jahresbeginn sollen die Fahrpreise um 2,3 Prozent erhöht werden, heißt es. Bereits um gut elf Prozent erhöht wurden die Bezüge von Sigrid Nikutta. Deshalb verdiente die Chefin der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) im vergangenen Jahr rund 434 000 Euro. Zwar hätte sich die Fahrpreisanhebung durch den Verzicht auf diese Zulage nicht verhindern lassen. Die Summen, die an Vorstände und Geschäftsführer landeseigener Unternehmen gezahlt werden, sind dennoch fragwürdig.

Sicherlich müssen sich bessere Qualifikation und größere Verantwortung in der Entlohnung deutlich widerspiegeln. Der exorbitante Vorsprung der Spitzeneinkommen zum Normalverdienst ist jedoch unanständig. Berechtigte Kritik daran lässt sich nicht als Populismus abtun oder als Sozialneid diffamieren. Diese Masche wäre zu billig. Die Arbeit, die jemand tut, und der Lohn, den er dafür erhält, stehen in dieser Stadt und in diesem Land in keinem logischen Verhältnis. Das ist absurd und müsste anders werden.

Besonders absurd wird es immer dann, wenn eine besondere Leistung beim besten Willen nicht zu erkennen ist. 501 000 Euro hat Hartmut Mehdorn von März bis Dezember 2013 als Flughafengeschäftsführer erhalten. Den Großflughafen BER zu eröffnen, hätten andere bestimmt auch nicht geschafft. Ihn aber nicht zu eröffnen, diesen Job hätten für dieses Geld auch andere übernommen. Schwacher Trost: Die erfolgsabhängige Prämie, die Mehdorn in diesem Jahr einsacken könnte, dürfte er ja wohl nicht einstreichen.

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