Der Staat, der Eisen wachsen ließ
Velten Schäfer zieht ein Fazit in Sachen NSU und Inlandsgeheimdienst
Nachdem am Mittwoch der Ex-Führer des »Thüringer Heimatschutzes« im NSU-Prozess ausgesagt hat, dürften die Geheimdienstler, die im Thüringen der 1990er das Zepter schwangen, erleichtert aufatmen.
Zwar stehen sie nach Tino Brandts Auftritt abermals als Schlafmützen in der Kritik, die »Informationen« über eine Szene kauften, die mit eben diesem Geld aufgebaut wurde. Nachdem aber der Thüringer Ausschuss ausgestanden und Brandt nun auch in München »durch« ist, stehen ihre Chancen gut, dass es bei diesem Trottelverdikt bleibt.
Das aber ist für die Schlapphüte das Bestmögliche. Denn war man tatsächlich so doof, sich von Dorfnazis derart über den Tisch ziehen zu lassen - oder war der »Heimatschutz«, was man anderswo eine Todesschwadron nennt, ein illegales Instrument gegen Linke?
Was wild klingt, ist sogar ausgesprochen: 2000 sagte der Thüringer Nazi-IM Thomas Dienel dem »Spiegel«, er habe 1997 eine Zersetzungskampagne gegen einen zigmal attackierten Erfurter Gewerkschafter mit dem Geheimdienst koordiniert. Wie stand es um Brandts Truppe? War es, wie auf deren Plakaten stand, wirklich »Gott«, der »Eisen wachsen ließ«?
Es gehört zur Tragik der NSU-Aufklärung, dass die Verengung auf die Mörder den eigentlichen Skandal anreißt - und sogleich wieder zudeckt.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!
In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!