Lokschuppen als Markthalle

Kurt Krieger offeriert Raed Saleh eine neue Idee für sein Pankower Bauprojekt

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit Jahren will Kurt Krieger das Gelände des Pankower Güterbahnhofs bebauen. Montag informierte sich SPD-Fraktionschef Raed Saleh vom Stand der Dinge.

Vor knapp einem Jahr, als Raed Saleh das Gelände des ehemaligen Pankower Güter- und Rangierbahnhofs das erste Mal besuchte, war er mit Klaus Wowereit da. Gestern hatte der SPD-Fraktionschef Bildungssenatorin Sandra Scheeres und den Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Torsten Schneider, mitgebracht, die beide ihren Wahlkreis in Pankow haben. »Das ist hier kein Wahlkampf, den Termin haben wir schon vor einem halben Jahr gemacht«, war Saleh wichtig klarzustellen. Und damals war ja der Kampf um die Wowereit-Nachfolge noch nicht abzusehen. Aber die Zukunft des riesigen 40-Hektar-Areals ist natürlich eng mit den Themen verknüpft, mit denen Saleh ins Rote Rathaus einziehen will: Bildung und bezahlbarer Wohnraum.

Damit hatte Kurt Krieger Ende vergangenen Jahres die SPD geködert, als sein 400-Millionen-Euro-Projekt in Pankow zu scheitern drohte. Krieger ist Multimillionär, Inhaber der Möbelhauskette Höffner und seit sechs Jahren Eigentümer der Brache. Auf der will er ein riesiges Einkaufszentrum bauen plus Möbelhaus und 750 Wohnungen. Besonders das Einkaufszentrum war umstritten, Bezirk und Senatsstadtentwicklungsverwaltung befürchteten Probleme für den bestehenden Einzelhandel in Pankow. Als Krieger beim Besichtigungstermin anbot, ein Drittel der neuen Wohnungen zu sehr moderaten Mieten von 5,50 Euro pro Quadratmeter zu bauen und dem Land auch noch die Grundstücke zur Errichtung von zwei Schulen zur Verfügung zu stellen, konnte er die SPD von seinem Konzept überzeugen.

»Die SPD-Fraktion steht dem Projekt mit großer Offenheit gegenüber. Wir brauchen diesen Wohnraum und die Schulen«, betonte Saleh gestern erneut. Erstmals werde hier in Berlin in großem Maße der Wertzuwachs eines Grundstücks abgeschöpft, der entsteht, wenn etwa Brach- in Bauland umgewandelt wird. Damit könne dann die soziale Infrastruktur und auch die günstige Miete finanziert werden. Die 5,50 Euro pro Quadratmeter wären einmalig günstig für Neubauten in Berlin. Krieger will das auch ohne die vom Senat aufgelegte Wohnungsbauförderung hinkriegen, die in der Regel auf Mieten um 6,50 Euro hinausläuft. »Ich habe eben einen anderen Blick als normale Wohnungsunternehmer«, erklärte er.

Saleh wollte gestern eigentlich wissen, was sich seit der grundsätzlichen Einigung vor einem Jahr getan hat. Bis auf die allgemeinen Zustimmungsbekundungen offenbar nicht sehr viel. Noch ist der Flächennutzungsplan, der das Areal immer noch als Bahngelände ausweist, nicht geändert und auch noch kein Baurecht geschaffen. Für das eine ist der Bezirk zuständig, für das andere das Abgeordnetenhaus. Alles hänge noch an einem weiteren Verkehrsgutachten, für das der Senat erst die Daten liefern müsse, sagte Saleh. Laut Verkehrssenat ist das Ende September geschehen. Unklar ist, ob es zur Erschließung eine neue Straße, die entlang der Bahntrasse geplant ist, geben muss. Krieger und Saleh wollen sie jedenfalls nicht, und der Bezirk fordert eine Straßenbahnanbindung aus Richtung Prenzlauer Allee.

Einen neuen Vorschlag hatte sich Krieger aber für seinen Besuch noch aufgespart: Der alte runde Lokschuppen am östlichen Ende seines Areals würde sich prima als Markthalle im Einkaufszentrum eignen. »Das braucht was Vorzeigbares, um sich von anderen zu unterscheiden«, erklärt Krieger. Problem: Das stark verwitterte Kleinod müsste um ein paar hundert Meter auf die andere Seite des Autobahnzubringers versetzt werden. Und es steht unter Denkmalschutz. »Die Denkmalschützer wissen davon noch nichts«, so Krieger. Aber Saleh findet die Idee toll, »und das ist ja schon mal die halbe Miete«, freute sich der Möbelhändler.

Wann es für sein Projekt endlich grünes Licht gibt, kann noch niemand sagen. »Aber ich hoffe, ich erlebe es noch«, hofft der 66-jährige geborene Pankower.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal