Schmerzfrei

Oliver Kern meint, Schmerzmittel gehören auf die Dopingliste

  • Lesedauer: 2 Min.

Marvin Duksch ist erst 20. Und er ist Fußballer. Beides gilt oft als strafmildernd bei unbedachten Interviewaussagen nach Spielen. Und trotzdem hat der Paderborner Stürmer am Sonntagabend einen Satz ausgesprochen, der in den Zeiten von alltäglicher Dopingkritik sehr weltfremd wirkt und außerdem tief blicken lässt: »Ich habe mich in der Halbzeitpause am Knie verletzt, habe mir eine Tablette reingezogen - und habe den Schmerz vergessen. Ich weiß nicht was es war, aber es war eine sehr gute Tablette.«

Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers: Stopp! Hier geht’s nicht weiter. Mach mal halblang! Leistungssportler ignorieren dieses Signal regelmäßig. So wird es ihnen anerzogen: Nur so wirst Du besser. Nur so hältst Du mit. Die Entscheidung, sich selbst zu gefährden, ist schon in hohem Maße ungesund. Wenn aber Mediziner einem Sportler Schmerzmittel verabreichen, damit er dem Team hilft, und damit eine noch größere Verletzung riskieren, verstößt das gegen ihr Berufsethos.

Schmerzmittel sind kein Doping. Das sollte geändert werden, wenn es den Antidoping-Agenturen wirklich um den Schutz der Gesundheit von jungen Athleten geht. Dass es für einen 20-Jährigen ganz normal ist, sich was reinzupfeifen, um noch spielen zu können, ist eine Entwicklung, die beunruhigt - auch wenn sie nicht verwundern dürfte. Denn wer hat bei Fieber, Schnupfen oder Husten noch nie eine Tablette geschluckt, um doch noch zur Arbeit gehen zu können? Wenn auch nicht schon mit 20.

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