Apotheken aufgerollt

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Internet-Versand-Apotheke »DocMorris« ist gerade dabei, das deutsche Apothekenwesen aufzurollen. Vor drei Wochen erst scheiterte der Apothekerverband erneut mit dem Versuch, den Versandhandel mit Medikamenten unterbinden zu lassen. Nun wies ein Gericht in Saarbrücken das Ansinnen zurück, die erste DocMorris-Filiale per Eilverfügung dichtzumachen. Auch wenn das Grundsatzverfahren noch andauert: Es sieht danach aus, als müssten sich die deutschen Apotheker künftig auf mehr Konkurrenz einstellen. Denn das althergebrachte System, nach dem Apotheken nicht von juristischen Personen betrieben werden dürfen und das Apotheken-Ketten durch sein »Fremdbesitzverbot« unterbindet, wird sich gegen das EU-Prinzip der Niederlassungsfreiheit auf Dauer nicht verteidigen lassen. Die Regierung kündigte prompt eine Anpassung der Rechtslage an, sollte das Grundsatzverfahren ähnlich ausgehen. Außer vielleicht seitens der FDP, die bekanntlich stets vom Marktradikalismus abrückt, sobald es um die eigene Klientel geht, können die Apotheker nicht mit viel politischer Rückendeckung rechnen. Die Saarbrücker Konzession wurde von der CDU vergeben, die Grünen-Spitze hat dies bereits gelobt. Ob mit der Konkurrenz allerdings dauerhafte Vorteile für Verbraucher einhergehen, kann auch bezweifelt werden. Sollte nun tatsächlich eine »Discountisierung« des Arzneihandels einsetzen, käme es zunächst zu einem Preiskampf auf dem Rücken der Beschäftigten - und später zu Oligopolbildung und Absprachen. Beispiele für einen solchen Lauf der Dinge nach einer Deregulierung gibt es genug.
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