Nazis drohen Zwickauer Stadtrat
Belästigungsschreiben nach dem »Willkommensfest«
Zwickau. Offenbar lokale Neonazis bedrohen den Zwickauer Stadtrat René Hahn (LINKE). Am Dienstagabend habe er einen handschriftlichen, mit »Nationale Sozialisten Marienthal« unterzeichneten Drohbrief im Briefkasten gefunden, sagte Hahn dieser Zeitung.
Der Brief nimmt speziell Bezug auf Hahns Unterstützung für das »Willkommensfest« für Flüchtlinge, das am vergangenen Wochenende unter reger Beteiligung in Zwickau stattfand und sein Engagement bei der Entfernung neonazistischer Schmierereien aus dem Stadtbild. Zuletzt entfernte er den Slogan »Tötet Israel«.
Sein Verhalten sei »Verrat am eigenen Volk«, heißt es im Drohbrief. Der Stadtrat solle sich auf eine »heiße Zeit« einstellen, »unsere Kameraden in Planitz« würden demnächst »Aktionen starten«.
Hahn, der sich seit Jahren für Zivilcourage und eine weltoffene Stadt einsetzt, wird nicht zum ersten Mal von Neonazis bedroht, er hatte bereits einmal einen Drohanruf entgegennehmen müssen. In schriftlicher Form sei das aber neu. Von seinem Engagement abbringen lassen will er sich keinesfalls, doch vielleicht in bestimmten Ecken der Stadt etwas mehr Vorsicht walten lassen. Hahn hat bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstattet und den Brief dem polizeilichen Staatsschutz zugeleitet.
Eine Gruppierung »Nationale Sozialisten Marienthal« sei bisher nicht in Erscheinung getreten, sagt Hahn. Es sei jedoch bekannt, dass einige Neonazis in diesem Stadtteil wohnen. Hahn sieht Zwickau nicht als Nazihochburg. Doch gibt es gelegentlich Schmierereien, geschändete Gedenktafeln und auch Übergriffe. Eine Chronik des örtlichen Bündnisses für Demokratie und Toleranz führt für den Sommer 2013 zwei rassistische Gewalttaten auf. Zuletzt wurde im Februar 2014 in Meerane, Kreis Zwickau, ein Döner-Imbiss angezündet. Den Betreibern war zuvor gedroht worden. nd
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